53. BIENNALE VENEDIG: Länderpavillons
Mexiko: Teresa Margolles – What Else Could We Talk About?
Kurator: Cuauhtémoc Medina / Ort: Palazzo Rota-Ivancich, Castello 4421
Teresa Margolles – „What Else Could We Talk About?“
In Mexiko tobt einer der brutalsten Drogenkriege, und er wird immer brutaler: 2.800 Menschen wurden 2007 bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Banden und bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften getötet. Ein Jahr später hatte sich die Zahl der Opfer fast verdoppelt. Ein Ende der eskalierenden Gewalt ist nicht abzusehen. „De qué otra cosa podríamos hablar?“ – „Worüber sonst könnten wir sprechen?“, fragt Teresa Margolles angesichts dieser Gewaltexzesse mit unmissverständlichem Nachdruck.
Die sozialen, ökonomischen und politischen Lebensverhältnisse in Mexiko sind seit fast zwei Jahrzehnten ihr Thema. Ausgangspunkt ihrer Werke sind die Leichenschauhäuser von Mexico-Stadt. Hier findet die Künstlerin Opfer von Gewaltverbrechen, Drogentote, Verkehrstote, nicht identifizierte Leichen – stumme Zeugen und Opfer der brutalen Lebensrealität in der Mega-City. Teresa Margolles verarbeitet diese Erfahrungen zu sehr klaren, minimalistischen Werken auf der Grenze des Darstellbaren und auf der Grenze der Kunst. Ihre Skulpturen und Installationen markieren genau den Ort, an dem der Tod – jenseits einer Symbolisierung – als Auflösung aller Form gerade noch sichtbar wird. Spuren von Tod und Gewalt findet sie auch draußen in der Stadt: Orte, an denen Bandenkriege und Hinrichtungen, Überfälle und Verfolgungen stattgefunden haben, die getränkt sind vom Blut der Toten und übersät mit den Glassplittern zerschossener Scheiben. Teresa Margolles hat das Blut dieser Toten aufgenommen und präsentiert es den Biennale-Besuchern auf großen Leintüchern. In manche hat sie in Goldfäden aufgefundene Morddrohungen…