Ingo Arend
Meuser
Galerie Borgmann Capitain, Köln, 14.1. – 25.2.1995
Einem Künstler darf man ja nicht mit anderen kommen. Aber alle Bestimmung ist nun einmal relational. Und bei Meusers metallenen Objekten denke ich immer automatisch an Barnett Newman. Nicht wegen der Form. Eigentlich zählt man Meuser ja zu den Minimalisten. Und höchstens wegen des Duktus, mit dem er die orangebraune Rostschutzfarbe, meist Bleimennige und Rostprimer auf seinen Skulpturen verstreicht, könnte man ihn versuchsweise auch einmal in die Nähe des abstrakten Expressionismus rücken. Bei Meuser denke ich immer an konzentrierte Zusammenfassung. Deswegen Barnett Newman. Ich denke an Essenz. An eine von allen Schlacken gereinigte Grunderfahrung. An Verweigerung. An pur. Bei seinen kantigen Schwergewichten assoziiere ich gelegentlich aber auch die Ambivalenz von Schärfung: von Erweiterung wie von Verletzungsgefahr.
Und dann stellt sich dieser kontemplativen, leicht beunruhigten Wahrnehmung so ein Titel in den Weg: “Herr Ober, zwei doppelte III” heißt eine zweiteilige Arbeit von 1991. Ein Beispiel für Meusers Ironie. Eine Eisenplatte an der Wand, davor zwei Gehäuse, die aussehen wie die Blechverschalungen von Kellerheizungen. Beide Objektteile sind mit dem typischem Rostanstrich überzogen. Gegen die pure Wirkung und die konzeptuelle Abbildungsverweigerung der aus ihrem – meist industriellen – Funktions- und Materialzusammenhang herausgelösten Fundstücke steht die Vielfalt der Assoziationen, die der Titel auslöst. Doppelte Defiguration. Ein bestimmer semantischer Zusammenhang wird auf eine andere Form bezogen. Eine Form aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst. Der Anstrich wirkt zwar, als sollten alle vorherigen Bedeutungs- und Funktionskonnotationen unter einer vereinheitlichenden Schicht verdeckt, zum Stillstand gebracht werden. But rust never sleeps. Unter…