Metropolis – Denken der Hauptstadt mit Dreifachem Hintersinn
Probe Aufs Exempel
Dietmar Kamper im Gespräch mit Thomas Wulffen
Der Ausstellungskatalog “Metropolis”, redaktionell betreut von Wolfgang Max Faust bietet neben einführenden Texten von Christoph Joachimedes und Norman Rosenthal kunstspezifischen Artikeln von Boris Groys und Christoph Tanner auch Beiträge der Theoretiker Vilém Flusser, Paul Virilio und Dietmar Kampe. Die Begegnung mit der realisierten Ausstellung, auf die sich mehr oder minder direkt die Theoretiker beziehen, war die Ausnahme. Die Probe auf das Exempel, die spezifischen Texte angesichts der Ausstellung auf deren Gehalt zu untersuchen, konnte deshalb nicht vorgenommen werden. Einen Versuch dazu hat Dietmar Kamper auf Ansprache von Thomas Wulffen unternommen. Das folgende Interview entstand in der unüblichen Reihenfolge von vorgegebener Antwort und nachgereichter Frage.
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Th. W.: Wie liest sich für Sie selber Ihr Text in bezug auf die nun realisierte Ausstellung?
D. K.: Es ist keineswegs schwierig, die Gedankengänge, die ich unter dem Titel “Die vier Grenzen des Sehens” in einem Textbeitrag zum Katalog zusammengefaßt habe, auf die aktuelle Ausstellung “Metropolist” anzuwenden. Ich möchte das tun, indem ich die weitgreifende Verstörung der menschlichen Raumerfahrung betone, auf die viele der ausgestellten Werke reagieren. Dazu ist allerdings eine Wahrnehmung, eine Lesart, der Allegorien, Symbole und Zeichen erforderlich, die symptomatisch vorgeht, also nicht nur dem Wollen, der Haltung der Künstler oder der erklärten bzw. der nicht erklärten Absicht der Ausstellungsmacher folgt. Wie Musil Emerson, so zitiere ich Musil: “Der Mensch gehört nur halb sich selbst, die andere Hälfte ist Ausdruck.” Das öffnet auf der Seite des Sich-nicht-Gehörens Lücken, Risse…