Dass unter den 201 Ausstellern auf der ARCO Madrid die ausländischen Galerien nunmehr zwei Drittel der Teilnehmerliste belegen, ist wegen der prinzipiell gewünschten Internationalität erfreulich. Für die spanischen Galeristen allerdings bedeutet dies eine verschärfte Wettbewerbssituation, weil die Mehrwertsteueranhebung ihrer Regierung ihnen erhebliche Nachteile beschert: spanische Kunsthändler müssen jetzt nämlich 21 Prozent MWST an den Fiskus abführen, deutsche an die heimischen Finanzämter hingegen nur sieben Prozent. Dass der deutsche Galeristenverband BVDG sich vehement gegen eine EU-weite Vereinheitlichung der Mehrwertsteuer sträubte, ist daher einsichtig. Mit dem gleichen Argument der Wettbewerbsverzerrung plädierte allerdings die deutsche Galeristen-Lobby vor Jahren ebenfalls dafür, dass Großbritannien auf Druck der EU-Kommission eine Folgerechtsabgabe einführen musste. Somit spiegelte die jüngste ARCO Madrid ein wenig die generelle Krisenstimmung im EU-Wirtschaftsraum, die nationalen Egoismen innerhalb der EU und speziell die Ängste im spanischen Kunsthandel wider. ARCO-Direktor Carlos Urroz hatte vergeblich versucht, in Sachen Mehrwertsteuer den spanischen Finanzminister zu einer Sonderregelung für die fünf Messetage zu bewegen. Doch der Minister blieb hart, und so musste der Messechef nunmehr andere Anstrengungen unternehmen. Urroz hatte 250 Sammler exklusiv nach Madrid eingeladen und zudem das Spektakel erstmalig um eine Online-Messe ergänzt: im Internet wurden 500 Werke zu Preisen bis 5.000 Euro angeboten. Freilich konnte dieser Online-Handel die Befürchtungen von Markteinbrüchen nicht völlig kompensieren. Auf der realen ARCO war das teuerste Werk im Angebot der Galerien eine Arbeit von Fernando Botero für 800.000 Euro. Eine Arbeit von Albert Oehlen wechselte für 300.000 Euro den Besitzer. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ reportierte „zahlreiche Abschlüsse, die meisten allerdings im…
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