Dirk Schwarze
Meschac Gaba / Latifa Echakhch
Kunsthalle Fridericianum, Kassel, 29.8. – 15.11.2009
Wenn ein Kunstwerk in ein Museum aufgenommen wird, empfinden wir das als einen Akt kunsthistorischer Wertschätzung. Das Werk, so unterstellen wir, wird geadelt, es wird im Sinne der Kunstgeschichte anerkannt und zumindest vorübergehend der Vergänglichkeit entzogen. Der 1961 im Benin geborene und jetzt in Amsterdam lebende Künstler Meschac Gaba unterläuft dieses Denkmuster, indem er durch und für seine Arbeiten ein Museum schafft, das ebenso real wie fiktiv ist. 1997 hat er mit dem Aufbau seines „Museums of Contemporary African Art“ begonnen. Abgeschlossen ist das Projekt seit längerer Zeit. Doch erst jetzt werden alle zwölf Abteilungen erstmals als geschlossenes System in der Kunsthalle Fridericianum in Kassel gezeigt.
Sein Museum hat Gaba durch eine neue Arbeit ergänzt, die hervorragend zu den anderen zwölf Abteilungen passt: Unter dem Titel „Lac de Sagesse“ (Lake of Wisdom – See der Weisheit) präsentiert Meschac Gaba in der Rotunde des Fridericianums zwölf Vitrinen, in denen er in Form vergoldeter Keramik die Gehirne der großen Meister der Menschheit aufgereiht hat – Jesus Christus und Mahatma Ghandi, Karl Marx und Erasmus, Ovid und Martin Luther King… In die Ehrengalerie hat Gaba auch zwei zeitgenössische Figuren der Kunst aufgenommen – Harald Szeemann und Marcel Broodthaers. Mit der Aufnahme von Broodthaers hat Gaba zu erkennen gegeben, wem er sich verwandt fühlt. Denn es war Broodthaers, der mit seinem Adler-Museum in den 60er- und 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Modell für ein Museum entwickelte, das zugleich greifbar und real und…