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Ausstellungen: Berlin · von Thomas W. Kuhn · S. 231 - 232
Ausstellungen: Berlin , 2014

Thomas W. Kuhn
Memory Lab

»Die Wiederkehr des Sentimentalen«
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 17.10. – 15.12.2014

17 Künstler hat Kurator Frank Wagner für die zentrale Ausstellung im Rahmen des 6. Europäischen Monats der Fotografie ausgewählt, die als Beleg für seine These dienen, dass in den vergangenen 20 Jahren ein Paradigmenwechsel in der künstlerischen Fotografie stattgefunden hat. In der englischen Übersetzung ist die Rede von einem „Sentimental Turn“. Demnach grenzt sich die neuere Fotografie hinsichtlich ihres Ansatzes von jenen Strategien ab, die in Form und Haltung ein ausgeprägtes Bemühen um Objektivität zeigen. Frank Wagner spricht von den Prinzipien einer dokumentarischen Fotografie und verweist auf die Straight Photography und den Fotojournalismus. Dementgegen erkennt er in der neueren Strömung den bewussten Einsatz des Emotionalen als „kommunikatives Werkzeug“, das auf entsprechende Effekte beim Bildbetrachter abzielt, um „intensive Regungen“ zu erwecken, „aufzurütteln“ und zu „involvieren“.

Allerdings ist der Begriff des Sentimentalen gewagt, da er eben nur selten so verstanden wird, dass damit ein erkenntnis- und handlungsstiftendes Fühlen beim Rezipienten eines künstlerischen Werks gemeint ist. Entsprechend wird der Begriff vom Kuratoren zugleich verteidigt und in seinem Sinne erläutert, ohne dass er den Versuch einer historischen Rückbindung ins 18. Jahrhundert wagt, als der Begriff im Spannungsfeld von Frühromantik und Aufklärung große Popularität und eine positive Konnotation besaß. Mit den Beobachtungen des Kunsthistorikers Werner Busch sei hier auf William Hogarth und Jean-Baptiste Greuze hingewiesen, die das Sentimentale als rhetorische Figur ihrer Gemälde und Grafiken verwendeten.

Frank Wagner selbst stellt darüber hinaus den zeitlichen Horizont seiner These durch einen Teil der ausgestellten Künstler in Frage….



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