Memento?-Memoiren!
Dieser in seinem schlanken Embonpoint etwas Nabokovsches tragende Herr, der ehemalige Schweizer Diplomat Paul R. Jolles, “Staatssekretär und Unterhändler für die schweizerische Außenwirtschafts- und Integrationspolitik” (Klappentext), auf internationalem Parkett erfahren durch die Arbeit in einer heute abenteuerlich klingenden Atomkommission, hat in seinem Buch “Memento aus Moskau. Begegnungen mit inoffiziellen Künstlern 1978-1997”, im Kölner Wienand Verlag erschienen, seine Erinnerungen an die Begegnungen mit den inoffiziellen Künstlern der Sowjetunion zusammengefaßt.
Das Bild, das Paul Jolles von der inoffiziellen Kunst unter dem Sowjetregime in den Jahren von 1978 bis 1997 nachzeichnet, es ist von Ilya Kabakov gemalt. Er ist für Jolles die große Figur wie der Schweizer wiederum für den russischen Künstler – neben Peter Ludwig – die wichtigste Sammlerpersönlichkeit sein muß. Die diplomatische Distinguiertheit gerät soweit, daß an keiner Stelle im Buch explizit die Tatsache Erwähnung findet, daß hier ein Sammler auch über seine Sammlung schreibt. Den meisten Kritikern des Buches klingelte der Name Kabakov denn auch allzu häufig und ausschließlich.
Kritiker dürfen das, sie dürfen sich pingelig aufführen, Erbsen zählen und das Fehlen wichtiger Künstler mahnen: Viktor Piwowarow, der in der Kölner Krings-Ernst Galerie zu Beginn der 90er Jahre seine ersten wichtigen Einzelausstellungen hatte, die in einer Weise faszinierend waren wie die Rezeption ausblieb, wird zwar oft erwähnt, leider nur in Zusammenhängen, die die bis heute vorherrschende Sicht fortschreibt, in der Piwowarow hinter dem übermächtigen Schatten Kabakovs als eine melancholisch-tragische Existenz zu verschwinden droht; Andrej Monastyrskij, analytischer Denker und Motor der Gruppe “Kollektive Aktionen”, taucht nur in einer Fußnote auf, Igor Makarewitsch und…