Renate Puvogel
Mel Chin
»Disputed Territories«
Museum Het Domein, Sittard, 9.10.2010 – 12.12.2010
Mel Chin ist in Europa noch nicht so bekannt wie in den USA, dem Kontinent seines erfolgreichen Wirkens. Umso bemerkenswerter ist, dass das Museum Het Domein im limburgischen Sittard diesem außergewöhnlichen Künstler eine Einzelausstellung widmet und ihm auch einen Preis zuerkennt: den Fritschy Culture Award Sittard-Geleen 2010. Der nach dem Übersetzer Gerard Fritschy benannte Preis wurde 2003 ins Leben gerufen und inzwischen erweitert zu einer Ehrung internationaler Künstler, die als Weltbürger Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen bauen. Diesem Kriterium kann kaum ein Künstler besser genügen als Mel Chin mit seinem moralischen wie intellektuellen Potential. Denn der 1951 in Houston, Texas geborene Chin nimmt diejenigen Brennpunkte ins Visier, die in Gegenwart und jüngerer Vergangenheit die Weltentwicklung maßgeblich beeinflussen, seien es politische, soziale oder kulturelle. In sein interdisziplinäres Werk fließen theologische, philosophische, literarische sowie soziologische Forschungen mit ein. Lucy Lippard charakterisiert sein Werk als „sculptural witnesses to ecological and political tragedies“. Statt mit erhobenem Zeigefinger geht Chin bei seinen Großprojekten auf Betroffene sowie Mitarbeiter als gleichberechtigte Partner zu; und bei seinen Kunstprodukten im engeren Sinne kleidet er seine Kritik in zunächst befremdliche, erklärungsbedürftige, zuweilen surreal gesteigerte Kommentare oder Metaphern. Die Bandbreite seiner Arbeiten reicht von Zeichnungen, Aquarellen über Skulpturen bis hin zu Installationen, Performances, Filmen und Großprojekten. Dass die Werke ganz unterschiedliche Gestalt annehmen, liegt weniger an den wechselnden Disziplinen als darin, dass Chin aus einem multikulturellen Background heraus argumentiert. Der Wahl des Materials und seiner ästhetischen Formulierung gehen eingehende Studien über…