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Ausstellungen: München · von Justin Hoffmann · S. 381 - 382
Ausstellungen: München , 1996

Justin Hoffmann
Mel Bochner

»Sichtbar gemachtes Denken 1966-1973«
Städtische Galerie im Lenbachhaus, 26.5. – 8.9.1996

Es wäre ein Mißverständnis, in Mel Bochner einen Künstler sehen zu wollen, der in erster Linie eine Objektivierung und Verwissenschaftlichung der Kunst anstrebt. Natürlich können seine Arbeiten historisch gesehen auch als Reaktion auf die ungebremste Emotionalität und mitunter Willkürlichkeit des Abstrakten Expressionismus, des dominierenden Stils der 50er Jahre, begriffen werden. Aber das, was seinen Arbeiten heute Aktualität verleiht, sind weniger die minimalistische, geometrische Formensprache als seine innovativen Konfrontationen verschiedener Ebenen der Wahrnehmung, der Kognition und der Darstellung, die einen neuen Raum zwischen Kontingenz und Logik eröffnen. Seine Werke bilden Überschreitungen von Codes, mathematischer wie visueller. Dabei berührt er grundlegende Probleme bildnerischen Arbeitens, ohne Lösungen anbieten zu wollen. Denn letztlich geht es Bochner vor allem um eine Erweiterung des Denkens und eine Aktivierung des Betrachters.

Vielleicht ist es ein wenig irreführend, wenn den Besucher der Ausstellung ein Werk empfängt, das er als attraktives Dripping an der Wand mißinterpretieren könnte. Denn statt an dekorativen Malspuren ist der Künstler hier an der Darstellung von Malerei an sich interessiert und verzichtet deshalb auf ein fertiges, begrenztes Bild. Auf der schwarzen Farbe hat der Künstler in Weiß den Text “1. Language is not transparent” notiert. Damit läßt er zwei Ebenen, eine sprachliche und eine visuelle, aufeinandertreffen. In den mit Kreide geschriebenen Worten bilden sie eine Schnittstelle. Denn Sprache, wird sie als Schrift materialisiert, braucht einen Träger und ist somit nicht durchsichtig. In diesem Fall strukturiert sie die gemalte schwarze Fläche und gibt ihr…



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