MARK DION:
MEINE WERKE SIND NICHT ÜBER NATUR, SONDERN ÜBER DIE IDEE VON NATUR
EIN GESPRÄCH VON DIETER BUCHHART
Der amerikanische Künstler Mark Dion untersucht die visuelle Repräsentation von Natur und die Geschichte der Naturwissenschaften. Er arbeitet häufig mit WissenschaftlerInnen zusammen und realisiert seine Installationen, Skulpturen, Performances, Filme oder Videos auch in Institutionen außerhalb des Kunstraums wie in naturhistorischen Sammlungen. In zahlreichen Texten und Vorträgen erklärt Dion den Hintergrund seiner Projekte.
Mitte der 80er Jahre suchte Dion seine Auseinandersetzung mit Dokumentationsfilmen und Fotografien in Installationen und Skulpturen zu übertragen. Ökologisch-kulturellen Fragestellungen wandte er sich Ende der 80er Jahre zu und setzt sich seit Anfang der 90er Jahre mit Institutionen wie dem naturhistorischen Museum und seinen Vorläufern den Wunderkammern auseinander.
Naturhistorische Museen versteht er als Orte, wo wissenschaftliche Erkenntnisse über die Natur einem breiten Publikum vorgestellt werden und gleichzeitig Einblick in eine Festschreibung von Naturgegebenheiten geboten wird, die dem Lauf der Natur nicht entspricht. Die “Wahrheiten”, die dem Publikum vorgesetzt werden, werden durch Dions Werke kritisch hinterfragt, ironisiert und auch konstruktiv erneuert. Dion hinterfragt die Kriterien und Werte des Museums, die museale wissenschaftliche Arbeit und die Erwartungen der Besucher. Seine Arbeit ist zwar mit der Naturwissenschaft eng verbunden, bedient sich aber der Strategie der Ironie, der Allegorie und des Humors.
Dieter Buchhart: Wie führten deine frühen Werke und dein Interesse am Dokumentarfilm und -fotografie zu deiner Auseinandersetzung mit der kulturellen Repräsentation von Natur?
Mark Dion: Ich war sehr interessiert am Dokumentarfilm der späten 60er Jahre und der Fotografie der 70er Jahre. Die Frage wie…