Jan Kopp
Meine Idee vom Umgang mit Natur und Garten: Die ersten beiden Arbeiten mit wildem Klatschmohn (Ivry sur Seine, Paris 1993, und Berlin, 1994) waren Arbeiten im öffentlichen Raum. Dabei kam es mir besonders darauf an, mit etwas Lebendigem und gleichzeitig besonders Ephemeren einen Ort in einer Stadt “sichtbar” zu machen. Beide Interventionen fanden auf sogenannten Stadtbrachen (franz. terrain vague) statt, Orte, die keine bestimmte Funktion haben und die sich in einem Übergangsstadium befinden. Mit der Bepflanzung dieser Orte mit Mohn, wollte ich diese kurzzeitige Situation des Übergangs unterstreichen.
Im Centre Culturel Suisse wurden während fünf Wochen 5005 Schlafmohnpflanzen gezeigt. Auch bei dieser Ausstellung ging es mir um die Idee eines Augenblicks, einer kurzen Zeit, in der die Pflanzen wuchsen, blühten und verwelkten.
Beim “Garten der benannten Dinge” in Metz nahmen die Wildpflanzen den Charakter des Unkontrollierbaren ein. Etwas, was man versucht, zu kultivieren und zu pflegen, und was einem zwangsläufig nicht gelingt, weil man es mit etwas Lebendigem zu tun hat und nicht mit einem bearbeitbaren Material.
Die Avocadosammlung im Gewächshaus in La Villette stellt in ähnlicher Weise individuelle Geschichten den zu keimenden Kernen gegenüber. Wer weiß, aus welchem Kern eine Pflanze wird und welche Geschichte sozusagen zu leben beginnt?
Was mich interessiert, ist das Unsichere und Unbestimmte. Ich interessiere mich mehr für den Moment, als für das Statische. Eine Arbeit im öffentlichen Raum mit Pflanzen ist für mich eine Art und Weise, nichts Monumentales zu schaffen, sondern eher etwas, das möglicherweise mit einer Performance zu tun hat.
Jan Kopp