Bill Lohre
Meine Arbeit ist ein Mittel, mir selbst in diesem Land bewußt zu werden
Ein Gespräch von Magdalena Kröner
Der 1971 in Kassel geborene Bildhauer Bill Lohre absolvierte ein Jahr als Gasthörer an der Düsseldorfer Kunstakademie, bevor er bis zu seinem Abschluß im Jahr 2000 an der Pennsylvania Academy of Fine Arts in Philadelphia Kunst studierte. Seit 2006 lebt Lohre in New York und arbeitet dort mit wechselnden Galerien zusammen. Gegenwärtig ist er Stipendiat des Bronx Museum, wo er das „Artists in the Marketplace“ Residenzstipendium zugesprochen bekam. Im Mai 2008 richtet das Bronx Museum Lohre eine Ausstellung aus. Zuletzt waren Lohres Arbeiten in der von Daria Brit Shapiro kuratierten Gruppenschau „From Our Living Room to Yours“ bei Goff+Rosenthal in Berlin zu sehen.
Bill Lohre, der in Philadelphias „Germantown“ als Quäker aufwuchs, untersucht in seinen minutiös aus Pappe gefertigten Modellen die Repräsentationsmechanismen von politischer Macht und nationaler Identität in Amerika. Dabei thematisiert er nicht zuletzt die Aushöhlung historisch aufgeladener Orte, Ereignisse und Kontexte durch mediale Vervielfältigung. Lohre baut die Symbole der Macht, wie das Weiße Haus, aus einem billigen, alltäglichen Material wie Pappe nach und macht sie greifbar, in dem er sie innerhalb des formalen Vokabulars von Spielzeug buchstabiert. Häufig finden sich in Bill Lohres Skulpturen auch Kommentare zur Waffenvernarrtheit der Amerikaner – in dem er Waffen als leere Hüllen aus Karton nachbaut – ohne Verletzungsgefahr. Ein Gespräch mit Bill Lohre in seinem Studio im East Village.
Magdalena Kröner: Woher rührt dein Interesse an den Papp-Welten im kleinen, den spielzeugartigen Skulpturen mit so realen…