Sherrie Levine:
»Meine Absicht ist es nicht, ein Kunstwerk zu kopieren, sondern es zu erfahren«
Ein Gespräch von Noemi Smolik
Ist ein abphotographiertes Photo von Walker Evans, ein nachgemaltes Bild von Malewitsch oder ein Pissoir nach Duchamp eine Kunst? Sherrie Levine, die Schöpferin dieser Werke, behauptet, ja. Denn schon dadurch, daß sie sie auswählt und anschließend ausführt, bringt sie einen persönlichen Aspekt in diese Werke, der sie zu Kunstwerken macht. Doch da fragt man sich, wie sieht es bei dieser Kunst mit Kreativität, Innovation und Originalität aus, diesen Hauptforderungen der Moderne? Sherrie Levine steht skeptisch zu diesen Forderungen. Sie glaubt nicht, daß es Kreativität, Innovation und Originalität in der Form gibt, in der sie von der Moderne gefordert wurde. Doch in welcher Form gibt es sie? Dieser Frage geht Sherrie Levine auf provokante Weise in ihren Arbeiten nach.
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N. S.: Du kopierst Kunstwerke anderer Künstler. Bedeutet es für dich das Ende der Kunst?
S. L.: Nein, gar nicht. Ich habe nur einen anderen Weg gefunden, auf dem ich das Machen von Kunst fortsetzen kann.
Aber die Kunst gründet doch auf der Vorstellung von menschlicher Kreativität. Wenn du andere Kunstwerke kopierst, verzichtest du auf die Kreativität.
Ich glaube, so sehe ich es nicht.
Wie siehst du es dann?
Ich mache diese Kunstwerke zu meinen Kunstwerken. Auf diese Weise tritt zu dem Werk ein neuer Aspekt, und der ist eben das Interessanteste.
Kannst du mir sagen, wie du die Photographs von Walker Evans zu deinen Kunstwerken gemacht hast?
Ich habe die Bilder ausgesucht, und ich habe sie abphotographiert.
Aber wie kann ich es…
