Paolo Bianchi
“Mein Kopf ist ein Vulkan”
ÜBER GIOVANNI BATTISTA PODESTÀ
Der Italiener Giovanni Battista Podestà (1895-1976) bewegte sich menschlich wie künstlerisch im Grenzbereich zwischen “gesund” und “krank”, zwischen “Mensch” und “Fall”. Einerseits wurde sein Weg mit Mitleid verfolgt, andererseits gebührte ihm große Bewunderung für die einmalige Ausdruckskraft seiner Werke. Sein Schaffen erregte das Interesse von Künstlern wie Arnulf Rainer und Jean Tinguely, welche heute – wie auch die Art-brut-Sammlung in Lausanne – mehrere Arbeiten von Podestà besitzen.
Giovanni Battista Podestà wurde 1895 in Torre Pallavicina, einem kleinen Dorf in der Lombardei, als Sohn armer Bauern geboren. Sein Vater stirbt früh und hinterläßt eine große Familie (Giovanni hat zwölf Schwestern), die eine sehr bescheidene Existenz zu fristen hat. Zehnjährig verläßt er die Schule, um als Handlanger das Nötige fürs Leben zu verdienen. Der Erste Weltkrieg bricht aus, Podestà, 20 Jahre alt, muß einrücken und wird an die Front geschickt. Bei seiner Rückkehr fällt ihm die gesellschaftliche Wiedereingliederung schwer; die Kriegserlebnisse haben bei ihm tiefe Spuren und Wunden hinterlassen und ihn sichtlich gezeichnet. Das kleine Stück Land der Mutter ist unzureichend, um die gesamte Familie zu ernähren, und Arbeit findet er hier auf dem Lande keine. Er läßt sich als “Carabiniere” (italienischer Gendarm) anheuern, kommt nach Laveno, in eine Kleinstadt am Lago Maggiore, wo er dann später als Hilfsarbeiter in einer Keramikfabrik arbeiten wird. 1939 muß Podestà erneut einrücken. Dieser Krieg, mehr noch als der vorhergehende, hat niederschlagende Wirkung auf ihn. Fortan widmet er seine Freizeit der Schaffung eines Werks, das ihn, bis zu…