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Titel: Dauer · Simultaneität · Echtzeit · von Götz Grossklaus · S. 210 - 217
Titel: Dauer · Simultaneität · Echtzeit , 2000

GÖTZ GROSSKLAUS
Medium und Zeit

ZUM VERSCHWINDEN DES ZEITLICHEN INTERVALLS

1.

Ursprünglich bedeutet ‘intervallum’ im lateinischen Wortsinn: ein räumliches Feld zwischen zwei Schanzpfählen.

Im ersten Ableiten waren aber auch schon Wendungen in Gebrauch, die ‘intervallum’ als Zwischenzeit, als Pause, und Ruhepunkt oder im Kontext der Musik als Tonstufe nach Tonhöhe oder -tiefe (intervallum sonorum) deuteten. Im tonalen System unserer europäischen Musik sind Intervalle bekanntlich die Abstände zweier Töne nach den Tonschritten von Sekunde – Terz – Quinte usw. bis zur Oktave.

Pragmatisch lassen sich Intervalle somit bestimmen als offene unbestimmte Räume oder Felder, die zwei wohldefinierte Ereignisse oder Zustände zeitlich oder räumlich voneinander trennen und scheiden.

Aber was geht in diesen Zwischenzeiten und Zwischenräumen vor? Zweifellos sind es Übergangszonen, Passagen, durch die man von einem Zustand in einen anderen wechselt. Es sind Transferstellen, die zwischen den Grenzpunkten eines ‘alten’ und eines ‘neuen’ Zustandes sich öffnen: ein befremdliches Niemandsland, das sich in unterschiedlicher Erstreckung dehnt zwischen der Ausgangs-Provinz, die ich verlasse – und der Ziel-Provinz, in der ich ankomme.

Zwischenzeiten und Zwischenräume werden zu Spielfeldern des Möglichen. Intervalle sind ‘Orte’ reiner Potentialität, ‘Orte’ auch unserer Wünsche und Phantasien.

Traditionell haben Kulturen Intervalle entworfen und festgelegt zeitlich zwischen Ereignissen und Zuständen der Vergangenheit – der Gegenwart und als ‘erwartet’, ‘erhofft’ oder ‘befürchtet’: in der Zukunft. Die trennenden Zwischen-Zeiten als Übergangszonen können wahrgenommen werden in Bildern und Metaphern – etwa der ‘Passage’ oder der ‘Schwelle’ bei Benjamin. denen im ethnologischen Sinn immer bestimmte ‘rites de passage’ entsprechen.

Gleiches gilt für den elementaren räumlichen Zwischenraum, der zwischen ‘innen’ und ‘außen’ als Korridor jeglichen…


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von Götz Grossklaus

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