Jürgen Kisters
Medienstadt, Kunststadt, Medienkunststadt?
Symposium im Museum Ludwig/ Köln, 23.10.1999
Köln ist Kunststadt und Köln ist Medienstadt. Das lässt die Annahme zu, dass im Schatten seiner vielen Kunstgalerien und Museen, mehrerer Fernsehsender und der vor zehn Jahren gegründeten Kunsthochschule für Medien auch die Medienkunst bestens gedeiht. Tatsächlich fiel die Bestandsaufnahme eines öffentlichen Symposiums, das vom Museum Ludwig in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule für Medien in der Kölner Cinemathek über dieses Thema veranstaltet wurde, weitaus nüchterner aus. Erinnerte Reinhold Mißelbeck als Leiter der Foto- und Videoabteilung des Museum Ludwig in seinem Eröffnungsvortrag an die ruhmreiche künstlerische Aufbruchszeit der 60er und 70er Jahre, als in Köln die Videokunst erfunden wurde, räumte Kölns Kulturdezernentin Marie Hüllenkremer dagegen ein, dass es derzeit “erhebliche Defizite in dem gibt, was die Medienkunst betrifft”.
Tatsache ist, dass es in Köln (wie anderswo) nur wenige Schnittstellen zwischen den (neuen) Medien und der (traditionellen) Kunst gibt. Das ist um so bemerkenswerter, weil gerade die neuen Medien eine immer zentralere Rolle im Kulturgeschehen erhalten. Die Medienwirtschaft, angekurbelt durch die Fernsehsender WDR, RTL, VOX und VIVA, boomt in der Stadt. Die Frage liegt demnach auf der Hand, wie sich die medialen Einflüsse und Dynamik auch auf die historisch gewachsene Kunstszene der Stadt auswirken. Schließlich sollen Vernetzung, Cross-Over und Synergieeffekte aller Art die kulturelle Situation am Ende des 20. Jahrhunderts maßgeblich bestimmen. Tatsächlich aber sind die Übergänge zwischen Kunst und Medien(wirtschaft) bislang alles andere als fließend und selbstverständlich. Und das, obwohl mit der Kunsthochschule für Medien (KHM) ein Institut gegründet wurde, in dem seit…