Medienkulturen
In seiner jüngsten Publikation über Medienkulturen bietet der Philosoph und Soziologe Marc Ries einen Überblick seiner Texte zur medialen Transformation von sozialen Lebensräumen. Das mediale Spektrum von Fotografie über Film, Fernsehen und Internet wird von ihm nicht unter dem Aspekt einer Kulturkritik gefasst, sondern als Kulturtechnik begriffen. In seiner affirmativen Position gegenüber den technischen Medien vertritt Marc Ries die These, dass durch die Medienberichterstattung selbst militärische Aktionen verhindert werden können.
Die Rolle der Medien in der Herausbildung postmoderner Kulturen und die daraus resultierenden Kulturtechniken sind Gegenstand von Ries’ Reflexionen, die er als Essays verfasst. Marc Ries lässt sich auf keinen Widerstreit zwischen unterschiedlichen Medientheorien, Medienkulturen und Medienkritiken ein. Gängige Medientheorien, die Schriften von Jean Baudrillard und Paul Virilio aufgreifen, bleiben weitgehend ausgeklammert. Hingegen thematisiert Ries die Bedeutung des fotografischen Porträts für die Konstitution von Identitäten und die Frage, wie der menschliche Körper durch die Fotografie eine zweite imaginäre Existenz erlangt. Ein Nachdenken über die Massenmedien ist für Marc Ries kaum möglich ohne ein Nachdenken über jene Raumkonfigurationen durch die mediale Bilder jenseits der Erzählung und Repräsentation funktionieren. Dabei thematisiert Marc Ries, wie zu Beginn der Moderne ein neuer Typus Mensch heranreift, dessen Raumwahrnehmung sich aus der ornamentalen Überladenheit unter Einfluss des Films in eine architektonische Leichtigkeit transferiert, die sich auch in alltäglichen Gebrauchsgegenständen niederschlägt.
Ein entscheidender Einschnitt für die Formulierung seiner Thesen ist die Konfrontation mit dem Bewegungs- und Zeitbild von Gilles Deleuze, das aufzeigt, wie sich der Film aus den immanenten Eigenschaften seiner Bilder herausentwickelt. Ein zentrales Kapitel der Publikation bildet…