Medien Kunst Aktion
Die 60er und 70er Jahre in Deutschland
Ein wichtiges Quellenbuch. Von den Herausgebern Rudolf Frieling (ZKM Karlsruhe) und Dieter Daniels (Prof. Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig) enzyklopädisch aus Künstlertexten und Hintergrundanalysen zusammenmontiert, arbeitet der Band die historischen Querverbindungen zwischen Aktions-, Video- und Computerkunst heraus und gibt der in die Sackgasse der “zweiten Moderne” (Werner Klotz) geratenen Medienkunst-Debatte neue Kontur. Von Medientheoretikern zur Zukunftskunst aufgeblasen und im neueröffneten Mega-Museum ZKM noch zu Lebzeiten eingemottet, hatte sich die Medienkunst in den letzten Jahren maßlos selbstüberschätzt. Statt jene Propagandalüge der “Neue Medien”-Apologeten Flusser oder Weibel zu variieren, wonach Kunst eine Schattendisziplin der informatischen Revolution geworden und die Realität von den Medien konstruiert sei, orientieren sich Frieling / Daniels an der künstlerischen Praxis. Dem Buch liegt deshalb eine CD-ROM bei, auf der ein Archiv mit über 350 Einzelwerken präsentiert wird.
Deutschland in den 50er Jahren: Während die Auseinandersetzung zwischen Realismus und Abstraktion in ästhetischem Provinzialismus erstarrt, erproben Pioniere wie Paik, Stockhausen und Cage das “offene Kunstwerk” (Umberto Eco). Cage experimentiert mit Tonbandkompositionen und läßt den Ausführenden seiner Stücke einen großen Interpretationsspielraum. Stockhausen entdeckt die Technik als Produktionsmittel der Komposition. Paik driftet zum elektronischen Bild, verfremdet Fernsehbilder und baut später flimmernde Video-Skulpturen. Das Fluxus-Festival 1962 in Wiesbaden, damals ein ausgemachter Skandal, markiert im Rückblick jene Entfesselung künstlerischer Gattungen und nationaler Kulturbegriffe, die Medienkunst erst möglich gemacht hat. Gerry Schums im Fernsehen gesendeten Stücke befreien nicht nur das Medium Video vom Dogma des Dokumentarischen, sondern reklamieren das Massenmedium Fernsehen für die Kunst. Doch dieses Feld…