rezensiert von Friedemann Malsch
Raymond Bellour/Anne-Marie Duguet (Hrg.),
Vidéo, Paris, Editions du Seuil, 1988,
404 S., Abb., FFr. 120,- (Communications, 48)
Die Zeitschrift Communications ist eine regelmäßige Publikation der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris, einer intellektuellen Kaderschmiede Frankreichs. Schon mehrfach hat sie Themenhefte der Mediengesellschaft, dem Fernsehen, Werbung, Kino, aber auch methodologischen Fragestellungen gewidmet. Schon deshalb ist ein Interesse an diesem umfangreichen Band gerechtfertigt. Darüberhinaus sind die beiden für dieses Heft verpflichteten Herausgeber seit langer Zeit als intime Kenner der Materie bekannt: Raymond Bellour ist einer der führenden Filmkritiker Frankreichs und einer der wenigen seiner Branche, die sich ernsthaft auch der Videokunst widmen. Anne-Marie Duguet, Professorin für Ästhetik und Neue Medien an der Université de Paris I, ist durch verschiedene Publikationen seit Anfang der achtziger Jahre international hervorgetreten.
Das Heft ist trotz des höchst allgemeinen Titels keine Einführung zum Thema. Es wendet sich vielmehr ausdrücklich an ein vorinformiertes Publikum, das die Diskussionen der vergangenen 15 Jahre wenigstens teilweise verfolgt hat. Der derart vorgebildete Leser aber hat an dieser Publikation seine helle Freude. Hier wird nicht versucht, das Phänomen Video – und gemeint ist hier die Videokunst, begrifflich der Filmkunst verwandt – in einem definitorischen Coup de Force zu erobern, einen Kriterienkatalog für alle Facetten seines Erscheinungsbildes zu erstellen oder bereits einen allgemeingültigen historiografischen Entwurf zu liefern. Vielmehr wird von der “question vidéo” ausgegangen, d.h. von der Überzeugung, daß Video nach wie vor ein kultureller Grenzgänger ist, der mehr Fragen stellt als sie zu beantworten. Dabei formulieren Bellour/Duguet…
