Matthias Reichelt
Mediations: Biennale Poznań
03.10.08 – 30.10.08
Der Aufwand, den man in Poznań betrieben hat, um für sich einen Platz in der internationalen Liga der Kunstbiennalen zu beanspruchen, ist beachtlich und beeindruckend. Ob es etwas nützen wird, ist fraglich. Zu inflationär wurde in allen möglichen und exotischen Ländern Biennalen installiert, als dass das internationale Kunstpublikum reisebereit auf die nächste neue Mammutschau warten würde. Bereits 1999 hat Maurizio Cattelan diesen Kunsttourismus mit seiner Fake-Biennale in der Karibik auf die Schippe genommen, was ihm vor allem von Journalisten, die darauf reingefallen waren, bis heute übel genommen wird. Doch zurück ins nahe Poznań. Dort waren fast 250 Künstlerinnen und Künstler, darunter viele aus Asien, in insgesamt 16 (!) Ausstellungen vertreten. Während des dreitägigen Eröffnungsreigens vom 2. – 4. Oktober war der Impresario und Biennale-Visionär Tomasz Wendland unaufhörlich bemüht, den Titel „Mediations“ als vieldeutigen Begriff für die Vermittlung zwischen Ost und West, zwischen Asien und Europa („altes“ und „neues“, um hier Donald Rumsfelds Unterscheidung zu nutzen), zwischen Kunst und Gesellschaft, Tradition und Gegenwartskunst ins Spiel zu bringen. Außenpolitisch hat sich Polen als Unterstützer US-amerikanischer Kriegspolitik längst positioniert. Katholizismus, Antikommunismus und ein tiefer Kotau vor einem Prosperität versprechenden Kapitalismus prägen die Stimmung. Für die Kulturpolitik heißt das aber nun auch, die eigene polnische Kunst verstärkt in den internationalen Kontext zu setzen und zu vernetzen. Dem Biennaledirektor ist es mit dem Ausblick auf eine erhöhte Attraktivität der Stadt immerhin gelungen, die für Polen sehr stolze Summe von 2,5 Millionen Zloty (ca. 700.000 €) für die Finanzierung zu…