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Titel: 57. Biennale Venedig - Länderbeiträge Arsenale · von Sabine B. Vogel · S. 358 - 359
Titel: 57. Biennale Venedig - Länderbeiträge Arsenale , 2017

Mazedonien

Tome Adzievski

Red Carnival
Komissarin: Nata Keckarovska
Kurator: Branislav Sarkanjac Ort: Arsenale

Mitten im Raum steht ein BMW Cabriolet, daneben läuft der Film „Roter Karneval“ (30 min.). Anhand des fiktiven Geheimagenten James Bond aus der gleichnamigen Filmreihe inszeniert Tome Adzievski (1958) darin eine Hommage an die Revolution. Bond steht als Metapher für den geopolitischen Westen, der Moskau während einer Parade aus Anlass der Oktober Revolution besucht. Als er herausfindet, dass seine Freundin ein Transvestit ist, will er Moskau fluchtartig mit seinem BMW verlassen. Die Karosserie, Fenster, selbst das zurückgeklappte Verdeck werden aber in einer Attacke von Studenten mit Postern beklebt, auf denen russische Avantgardekünstler abgebildet sind. „Revolutionen sind zum Karneval geworden“, sagte der Künstler dazu kurz. Manche Pavillons der Biennale Venedig produzieren ihre Länderbeiträge offenbar nur für die Besucher ihres eigenen Landes, wer sonst kann die vielen Anspielungen in diesem Film verstehen? Warum etwa muss es ein BMW sein? Im Katalog hat Kurator Branislav Sarkanjac eine Reflexion über Mazedoniens geschrieben und erklärt: „Der BMW ist wie viele andere Produkte aus dem entwickelten Westen Teil der Gastarbeiterkultur in Mazedonien. In den 1970ern hieß es in einem Song ‘I like BMW Alpina’.“ Während Mazedonien eine „Gastarbeiterkultur“ gehabt habe, habe es im benachbarten Bulgarien nur Menschen gegeben, die das Land verließen. „Der Gastarbeiter kommt nach Hause und bringt Kultur mit. Der Emigrant kehrt nie zurück.“ Das sind interessante Überlegungen, die sich zu „Red Carnival“ ähnlich assoziativ verhalten wie die einzelnen Film-Fragmente zu James Bond. Zumindest den BMW kann Adzievski klar…

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