Christoph Doswald
Max Sommer
Galerie Kurt Salchli, 29.9.-25.10.1989
Galerie Hermes, 29.10.-19.11.1989
Auf dem Weg zwischen Zürich und Bern, kurz vor der helvetischen Hauptstadt, liegt Burgdorf, ein kleines Provinznest. Wenn man’s genau nimmt, beginnt in eben diesem Burgdorf eine der letzten intakten Landschaften, die der zersiedelten Schweiz noch erhalten geblieben sind: das Emmental. Dort, hinter Burgdorf, werden die Straßen enger, die Hänge schroffer. Im zweiten Gang nimmt der Wagen geduldig den sich den Berg hinaufwindenden, kurvigen Weg. Unaufhörlich verändert sich die Topographie des waldigen Geländes; Tobel, Kuppen, Mulden und Bergrücken stehen in stetem Wechsel. Aufwendige Betonviadukte und Tunnels fehlen, denn hier im Emmental prägt die Natur noch Mensch und Landschaft und nicht umgekehrt.
Max Sommers Werk hat viel gemeinsam mit dieser ihm zur Heimat gewordenen urwüchsigen Gegend und der Erkenntnis, daß der Mensch immer mehr zum Bürger einer von ihm selbst produzierten Realität wird. Die in der Berner Galerie Kurt Salchli gezeigte subtile Ausstellung mit retrospektivem Charakter verweist denn auch immer wieder auf einen angemessenen Umgang des Menschen mit der Natur und mit sich selbst und impliziert kritische Fragen, die den Betrachter unverhofft ins Leere laufen lassen.
Von konzeptioneller Bedeutung für Sommers Arbeiten ist die ihnen innewohnende archaische “Struktur des Fließens”. Die natürliche Dynamik und Kraft, mit welcher Gletscher, Flüsse und Bäche schon seit Jahrmillionen das Bild der Erdoberfläche gestalten, artikuliert sich variationsreich in der narbigen Oberflächenstruktur jedes einzelnen Bildes, jeder einzelnen Zeichnung und jeder Skulptur. “Fließen” mag rein kinetisch auf dem Bedürfnis nach einem utopischen Gleichgewicht und einem Angleichen von unterschiedlichen energetischen Niveaus beruhen. Der…