Reinhard Ermen
Max Cole
Seit den 70er Jahren gehorchen alle ihre Bilder (Malerei und Zeichnung) einem gleichen, universalen Prinzip. Die stets querformatigen Bildfelder sind aus Zeilen gebaut, und diese Horizontalen setzen sich wiederum aus zahllosen, vertikal aneinander gesetzten Strichen zusammen, wie endlose Wörter, die alle nur mit einem einzigen Buchstaben geschrieben werden. Das ist das Gesetz der Max Cole! Was klingt wie eine Beschränkung, ist eine Handlungsanweisung, die bei aller Rigorosität eine schier unendliche Fülle gebiert. Schon der souveräne Umgang mit den selbst gesetzten Grundsätzen hat alle Möglichkeiten vor sich. Die Horizontalen können sich aus dem Zusammenstoßen der kleinen Stricheinheiten ergeben oder aus Linien, die mal freihändig, mal mit Hilfe eines Lineals gezogen, oder durch Abklebungen gewonnen werden und dann als farbige Bänder auftreten, die sich partiell mit dem anderen Modulen überschneiden. Die Waagerechten und ihre Konstituenten rhythmisieren das jeweilige Blatt, durch unterschiedliche Mächtigkeit der fließenden Horizontalen ergeben sich Betonungen in den Senkrechten. Die große Zeilendisposition kommt mit den kleinen Gesten zusammen. Vor Arbeitsbeginn werden die Koordinaten im Rahmen der einmal angenommenen Gesetzmäßigkeiten jeweils neu bestimmt. Relativ konstant bleibt dabei der Umgang mit den kurzen Strichen, deren kontinuierlicher Fluss ernährt als stabilisierende Mikrostruktur die Arbeit. Jedes Element hat seinen exakten Platz im Bild, darüber hinaus gibt es keine Ablenkungen. Beim Blick hinein in vibrierenden Gitterstrukturen individualisieren sich die einzelnen Setzungen. Jeder Strich scheint seine ganz kleine persönliche Geschichte zu haben, Rückschlüsse auf die Befindlichkeit der Künstlerin bei der Arbeit erscheinen möglich, doch das Ziel ist ein sich selbst erbauender Organismus. Dessen…