U.M. Reindl
»Mattrasses and Cakes«
Die Installation von Nancy Rubins im Kunstverein Lingen
Much ado about “Mattrasses and Cakes”. Für reichlich Wirbel sorgte im Kunstverein Lingen die Arbeit von Nancy Rubins, deren Installation nun auch auf dem “Aperto” in Venedig zu sehen ist. Bürger, lokale CDU-Politiker und Leserbriefautoren aus dem Emsland-Kreis protestierten gegen die mit alten Matratzen und Billigkuchen montierte Skulptur der Amerikanerin im Atrium des traditionsreichen “Professorenhauses”. Fehlende Schlafstätten für Asylsuchende oder die gefährdete Hygiene im öffentlichen Raum sowie der unverantwortliche Umgang mit Nahrungsmitteln waren einige der Argumente in der heftigen Diskussion. Der Kulturdezernent sah die Zweckentfremdung der frischen Torten als jugendgefährdend an und distanzierte sich davon.
Erst nach der Eröffnungsansprache, in der Kunstvereinschef Heiner Schepers sein Publikum über die mit dem Kunstwerk verbundene Kulturkritik aufklärte, beruhigten sich die Gemüter allmählich. Bereits 1986 hatte Schepers einen ähnlichen Skandal um eine Ausstellung unbeschadet überstanden, als man sich über Zeitungspapier als Bildgrund für Zeichnungen und Malerei empörte. Vor allem weiß der Lingener Kunstvereinsleiter durch seine international geachteten Ausstellungen sowie Skulpturenprojekte im Außenraum nicht nur die kulturinteressierte Bevölkerung Lingens auf seiner Seite.
Zwar geriet Schepers Posten durch die Querelen nicht ins Wanken, doch kündigte die Lingener Kulturamtsleiterin ostentativ ihre Mitgliedschaft im Kunstverein. Konfrontationen gehören zum Umgang mit Kunst, meint Heiner Schepers realistisch über seine Tätigkeit in der 50000-Seelen-Stadt. “Will ich Kunst zeigen, ganz wie sie sich entwickelt, muß ich hier ständig Toleranz aufbauen, neue Sichtweisen eröffnen. Die Leute vergessen so schnell, daß Kunst sich nicht nur auf Malerei beschränkt.” Didaktisches Vorgehen sei sogar manchmal notwendig. Jedenfalls…