Ann-Katrin Günzel
Matti Braun: Özurfa
Museum Ludwig, 18.4. – 31.8.2008
Der Kölner Künstler Matti Braun (geb. 1968 in Berlin) besticht in seiner Ausstellung Özurfa durch schlichte, sparsam inszenierte Andeutungen, die durch ihre poetische Aussagekraft eine imaginäre Reise durch die ostanatolische Stadt Urfa ermöglichen. In dieser im wahrsten Sinne des Wortes sagenumwobenen Stadt, dem ehemaligen Edessa, verweben sich uralte Mythen, Bräuche, Legenden, Religionen und Kulte.
So gibt es z.B. einen Heiligen Berg, Göbekli Tepe, ein riesiger Ruinenhügel aus der Steinzeit, der kultischen Handlungen gedient hat und auf dem der älteste Tempel der Welt, eine Kreisanlage aus monolithischen Pfeilern steht. Hier wurde möglicherweise ein Totenkult zelebriert. Etwas weiter steht ein alter Maulbeerbaum mit seiner breiten Krone auf einer Anhöhe. An seine Äste sind bunte Bänder geknotet, mit denen die Lebenden die Toten bitten, ihnen Wünsche zu erfüllen. Auch der legendäre Karpfenteich des Abraham, Stammvater der Israeliten, befindet sich in Urfa. Angelehnt an die Mauern der Halil-Rahman Moschee ist er eine der meistbesuchtesten Wallfahrtsstätten der Türkei. Und zu alledem soll auch das Mandylion, das durch Berührung mit dem Antlitz Christi entstand, auch Christusbild von Edessa genannt, aus eben dieser Stadt stammen.
Braun nennt seine Ausstellung „öz-urfa“ was soviel heißt wie „echt“ oder „authentisch“ Urfa und deutet damit an, dass Originalität und Glaubwürdigkeit bei all den Mythen relativ sind, und die von ihm präsentierte Darstellung der Stadt ihn jetzt als Schöpfer des wahren Bildes von Urfa ausweise. Er illustriert die Geschichten Urfas dabei nicht, sondern gibt eine lose Anordnung von Eindrücken wieder und zeichnet damit sein ganz eigenes…