Matthias Beckmann
Matthias Beckmann zeichnet vor Ort. Er braucht keine andere Vorlage als die gerade anvisierte Situation. Die ergreift er im Sehen, ja, es scheint so, als lege er wie in einer Art skelettierenden Solarisation die offensichtliche Lineatur frei. Der dafür notwendige Röntgenblick scheint angeboren. Mühelos durchdringt er die verwirrenden Ablenkungen des farbigen Hell-Dunkels, zurück bleibt ein netzartiges Konzentrat, das nichts Wichtiges vergisst. Details sind zu erkennen, Vorne und Hinten, Nähe und Ferne schaffen den Raum, Gegenstände, Schattenfugen oder die Maserung des Holzes werden in den sich bietenden Umrissen entsprechend übersetzt. Eine strukturelle Plausibilität hat das Sagen, die immer ein wenig am Rande eines ornamentalen Realismus steht. Trotz der partiell automatisch anmutenden Übertragungsarbeit ist die Fähigkeit vorhanden, zu ignorieren, zu übersehen, was den Blättern immer wieder schöne Freiflächen, bzw. natürliche Gewichtungen beschert. Festgehalten wird nur das Notwendigste. Ohnehin wirken diese Zeichnungen wie im Weiß aufgehängt. Garant ihrer eigenen Bildlichkeit ist neben dem sondierenden Spürsinn der durchaus gleichmäßige Strich (am liebsten mit dem Bleistift), denn es gibt hier keine linearen Hierarchien. Matthias Beckmanns Linien sind, um es ganz schlicht zu sagen, immer gleich dick, was eine individuelle Führung mit einschließt. Aus der Handarbeit ergeben sich selbstverständliche Momente, in denen der Strich leicht bebt, der Künstler braucht schließlich kein Lineal, in Kurven und Anschlüssen liegt eine emotionale Kraft, die sich freilich nur unter dem Vergrößerungsglas zeigen. Trotz der gelegentlich perfekten Aneignung in der realitätsnahen Aufzeichnung, sind das Skizzen oder Entwürfe von etwas Gesehenem. Der Zeichner formuliert im wortwörtlichen Sinne seine Ansichten.
Kunst über Kunst…