Renate Puvogel
Matthew McCaslin
»Time Machine«
Galerie Anselm Dreher, Berlin, 2.3. – 11.5.1996
Videomonitore, Kofferradios, Elektrouhren, Leuchtstoffröhren, Mehrfachstecker und jede Menge Kabel – Matthew McCaslin bringt es fertig, dieses sparsame Repertoire an technischen Utensilien und Bauelementen immer wieder zu unverwechselbaren, aufregenden Erlebnisräumen totaler Vernetzung zu komponieren. Eine der Voraussetzungen für das Gelingen ist die Tatsache, daß der Künstler allgemein verständliche Metaphern gefunden hat, mit denen er den unentrinnbaren “closed circuit” fremdgesteuerter Manipulation unseres Lebensraumes veranschaulicht, die andere seine Fähigkeit, die Besonderheit der jeweiligen Räume aufzugreifen und herauszustellen. So hat er im Jahre 1994 den architektonisch schwierigen Verbindungstrakt zwischen Alt- und Neubau des Sprengel-Museums in Hannover sinngemäß als öffentlichen Platz interpretiert und ihn mit sich verwirrend überlagernden Informationsquellen ausgestattet. Innerhalb des Kölner Ausstellungsprojektes “Wandelhalle” hat er den Hohlraum unter der Deutzer Brücke zum Schauplatz eines Dramas gemacht: Darin spielt sich eine Entwicklung ab vom arglosen, wenn auch durch ein Gebläse ein wenig durcheinandergewirbelten Ballspiel über kaum registrierbare Farbszenen, die von Monitoren gegen die Wände geworfen werden, bis hin zu einem apokalyptischen Gang durch eine transparente Feuerwand ins Ungewisse.
Bei Anselm Dreher stehen dem Künstler drei annähernd gleich große Räume zur Verfügung, die durch einen kleinen Flur miteinander verbunden sind. Diesen nutzt McCaslin als Kreuzungspunkt, in dem die Informationen wie im Zentrum der Uhren und der rotierenden Propeller des Videos zusammenfließen. Von hier aus lassen sich die Charakteristika der drei Arbeiten der “Time Machine” annähernd überblicken, hier gerät der Betrachter aber auch bereits in das Getriebe der ineinandergreifenden Netzwerke. Drei unterschiedliche Sender treffen hier plärrend…