Aussenseiter, Artbrutisten, Autodidakten und Amateure, Volkskünstler, Visionäre, Vergessene und Verrückte: 25 Porträts
Matthew I. Smith
* 1938, NEW YORK CITY, LEBT IN NEW YORK CITY
Smiths Kreide- und Acrylzeichnungen auf Papier sind voller versteckter Anspielungen und Symbolik. Sie lassen eine Vorliebe für Waldlandschaften erkennen; eines seiner eindrucksvollsten Diptychen erinnert an eine von oben aufgenommene Nahaufnahme eines Moospolsters. In einer Zeichnung etwa führt eine Straße vom Bildvordergrund tief in einen mächtigen Wald hinein, eine andere zeigt eine sanfte Waldlandschaft im Frühling. Man gewinnt den Eindruck, daß die Bilder das Resultat penibler Zeichentechnik und vollkommener Versunkenheit in das Motiv sind: Die Zeichnung und Ausmalung von Konturen wirken eher methodisch und gleichmäßig als spontan und gestenhaft. Außerdem sind seine Zeichnungen von unerwarteter und wohltuender Differenziertheit. Smiths Technik des Konturenausfüllens läßt ein sehr komplexes Farbengeflecht entstehen, und die Farben sind subtil expressionistisch und ästhetisch kombiniert.
In manchen Bildern setzt Smith aggressive Vertikalen ein, die die Szene in einzelne Teile aufspalten, und erreicht damit eine Diskontinuität und Spannung zwischen den Blickfeldern der beiden Augen des Betrachters. Mit den ausgeprägten Vertikalen – entweder einem Baum oder einem Rahmen – setzt er außerdem der vollständigen Ergründung der Szene eine visuelle und psychologische Schranke. Diese Technik der scheinbar willkürlichen Fragmentierung eines Bildes kam unter Fotografen Anfang der sechziger Jahre auf; bei einem autodidaktischen Maler überrascht sie, steht jedoch in Einklang mit Smiths Weltbild, dem Weltbild eines Menschen, der die Grenzen seines Daseins behutsam auslotet. Edward J. Sozanski