Annelie Pohlen
Matthew Buckingham
Westfälischer Kunstverein, 22.1. – 13.3.2005
Matthew Buckingham erzählt Geschichten mit Worten und Bildern; er erzählt Geschichten über die Geschichte der Entstehung von Bildergeschichten und Wörterbüchern in Bild- und Toninstallationen. Filme, Diaprojektionen, Postkarten, C-Prints sind die Medien in einem zwischen wissenschaftlicher Recherche und künstlerischer Fiktionaliserung schillernden Werk, in dem historische Personen und Ereignisse eine zentrale Rolle spielen. Wie die erste Einzelausstellung des 1963 in den USA geborenen Künstlers in Deutschlanddeutlich macht, verbirgt sich dahinter nicht der nostalgische Rückblick eines in die Geschichte verliebten Wissenschaftlers, sondern der recherchierende Blick auf die aktuellen Fragen nach der Macht der Bilder und Worte über die Wahrnehmung von Wirklichkeit und damit über die Wirklichkeit selbst. Gleichwohl trägt die nostalgisch und literarisch gestimmte ‚Tonlage’ der Dia-Installationen „Definition“, 2002, und „One Side of Broadway“, 2005, im Westfälischen Kunstverein nicht unerheblich zu jener vereinnahmenden Aura bei, die den längst zu kritischer Wahrnehmung von Bildern trainierten Betrachter in die konzeptuelle Analyse der visuellen, politischen und sozialen Bedeutung und Macht von Bildern und Worten regelrecht hineinzieht.
Der Broadway, eine auf weite Strecken eher lausige Straße in New York, zehrt bis heute von der Ausstrahlung eines Mythos, des Mythos von einem Medium, dem die einstige Aura längst ausgetrieben wurde durch den eher billigen Glamour von austauschbaren Auftritten. Geblieben sind die Macht und der Sog des Namens von dem, wofür die Straße einmal stehen konnte.
„One Side of Broadway“, Buckinghams jüngstes Projekt, ist bis in den Titel hinein aufgeladen mit den Möglichkeiten der Spekulation. Wiewohl das Auge zunächst am Kreislauf der Dias auf…