Annelie Pohlen
Matthew Buckingham
Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf, 22.10. – 28.11.10
Wie lange dauert „1720“? Was bedeutet diese Zahl, die von einem 16mm Filmprojektor auf eine recht kleine Leinwand geworfen wird? Ist es eine Jahreszahl oder doch eher ein Code, eine Auftragsnummer? Warum übt Matthew Buckinghams ‘Bild’ einer Zahl einen solchen Sog aus? Sicher, der altertümliche Schriftzug charmiert. Zudem schwingen einschmeichelnd leise Töne durch den weiten Ausstellungsraum. Das entlohnt wie eine unerwartete Pause im Datenfluss der Informationsgesellschaft. In der Nähe hört man den das projektoreigene Summen ‘untermalenden’ Soundtrack. Musikkenner identifizieren Bachs „Sonate in G-Dur für Flöte“ und bei höchstem Kenntnisstand ihr Entstehungsjahr 1720. Um den Schriftzug einzuordnen, wäre ein weiterer Spezialist gefragt. Doch Buckingham macht kein Geheimnis daraus. Er liefert die Information gleich mit: 1720 befreit William Caslon mit der nach ihm benannte Schrift England endlich von der Vorherrschaft holländischer und französischer Drucker. Nach gängigen Maßstäben haben beide Ereignisse nichts miteinander zu tun. Vielleicht ist es nicht einmal von Bedeutung, die kulturellen Hintergründe exakt zu kennen.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu „1720“, 2009, genauer zum projizierten Bild von 1720, findet sich eine Schiefertafel in einem verschließbaren Wandbord aus Holz. Stehen die Türen offen, zünden Erinnerungen an Altarbilder. Im Zentrum steht auch hier eine Botschaft: „These words are illuminated by light that has travelled in a duration of 8 minutes & 21 seconds“. Die Zahlen sind ist per Hand in den gedruckten Text eingetragen. Was nahe legt, dass diese variable Größen sind. Bei Konrad Fischer benötigt das Licht von der Sonne bis zu „Celeritas“, 2009,…