Melanie Puff
Matthew Barney
»The Occidental Guest«
Gladstone Gallery, New York, 7.4. – 13.5.2006
Ganz in Weiß, nur unterbrochen durch das Dunkelgrau der Graphitböden präsentiert sich die New Yorker Gladstone Gallery: die Ausstellung neuer Arbeiten zum Film “Drawing Restraint” des Künstlerstars Matthew Barney unter dem Titel “The Occidental Guest” vereint drei großformatige und mehrere kleinere Skulpturen, die alle aus weißem Thermoplastik gegossen wurden. Nur die Vaseline, die bei einigen Skulpturen aus einem Bett aus dunkelgrauem Sand hervorquillt, unterbricht mit ihrer gelb-weißlichen Tönung das Spiel der Nicht-Farben. So wie sein Lieblingsmaterial Vaseline favorisiert Barney auch heikle und tabuisierte Themen – und schafft es dabei, hochkomplizierte und symbolisch aufgeladene Zusammenhänge in eine ästhetische Bildsprache zu verpacken. Seine berühmten “Cremaster” Zyklen (1-5) bilden ein Paralleluniversum, in dem jeder Moment, jede Bewegung als Symbol in einer fantastisch-fantasiehaften Szenerie fungieren – als Symbol für den Übergang aus dem Schwebezustand der sexuellen Indifferenziertheit hin zur Entwicklung der sexuellen Differenz. Dieser Vorgang dient wiederum als ritueller Verweis auf die Funktionsweisen der Kreativität: ihre zunächst rohe und ungezügelte Energie strebt in diesem Zustand nach reiner Bedürfnisbefriedigung, muss aber im Laufe ihrer Transformation konditioniert und diszipliniert werden, um so einen “endless loop between desire and discipline” zu ermöglichen – eine Endlosschleife, die eine oszillierende Bewegung zwischen Begehren und Disziplin in Gang setzt.
Genau diesem Wechselspiel widmet sich auch “Drawing Restraint”. Als fortlaufende Serie vor nahezu zwanzig Jahren 1987 begonnen, soll “Drawing Restraint” “Widerstand als Prä-Requisit für Entwicklung sowie als ein Vehikel für Kreativität” erkunden” (Begleittext der Galerie zur Ausstellung)….