Martin Seidel
Matt Mullican – Learning from that person’s work
Museum Ludwig – DC:, 19.3. – 12.6.2005
Matt Mullicans Werk ist ebenso kompliziert wie einfach. Man muss sich darauf einlassen, sich “einlesen”, seine Sprache lernen, sein Idiom annehmen, um eine klartrukturierte und hierarchisierte Welt dann um so leichter zu verstehen. Zunächst aber steht man ratlos da angesichts der überbordenden Material- und Informationsfülle von Tableaus, Bildern, Zeichen, Piktogrammen und Schriften, die Mullican zu einem komplexen kosmologischen work in progress verbindet.
Ein Strang in Mullicans Werk besteht seit langem aus Hypnose-Arbeiten, die teils als Performance vor Publikum, teils auch im stillen abgeschotteten Kämmerlein des Ateliers im Keller seines New Yorker Hauses vollzogen werden. Seit den 70er Jahren begibt sich Mullican in die Welt des von ihm gezeichneten Strichmännchens “Glen”, um den Realitätsgehalt der Figur und damit der Kunst und noch weiter der Wahrnehmung zu hinterfragen. Er wechselt die Identität, um das künstlerische Schaffen, die Art des Bewusstseins und der Wahrnehmung der Welt zu hinterfragen.
Das tut Matt Mullican jetzt erneut mit der Installation “Learning from that person’s work” im ehemals Heldensaal genannten DC-Raum des Museum Ludwig. Von der Empore des Raumes zeigt sich ein Wegesystem aus herabhängenden Bettlaken, die ein durch einen Korridor verbundenes modulartiges Raumgefüge bilden. Beim Spazieren durch dieses “Labyrinth”, das sich freilich bald als rationales, dem Verlauf der Hypnose folgendes bewusst-unbewusstes Wegesystem erweist, lernen wir “that person” kennen. Auf die 84 Bettlaken sind meistens neun zusammengehörige, in einem eigenen Ordnungsverhältnis zueinander stehende Einzelbilder aus Texten und Zeichnungen, Fotos und Illustriertenausrisse aufgeklebt. Wir erfahren…