Jolanda Drexler
Matt Mullican
»Vom Ordnen der Welt«
Haus der Kunst, München, 10.6. – 11.9.2011
Diese Ausstellung ist eine einzige Überforderung und eine Herausforderung zugleich, vor allem aber schlägt sie den Besucher sofort in Bann. Die großen Säle des Hauses der Kunst sind prall gefüllt mit Zeichnungen, Collagen, Frottagen, Texten und Schriften, Drucken, Fotos, Fahnen, Skulpturen, Glasarbeiten, Fundstücken, Sammlungsobjekten, Videos, computergenerierten Modellen in Leuchtkästen und Installationen – alles penibel und akkurat aneinandergereiht und ausgerichtet. Und selbst die kleinste Notiz hat noch die Kraft, Aufmerksamkeit und Neugier beim Betrachter zu erregen. Dieses wahnwitzige Universum hat der heute in New York und Berlin lebende Kalifornier Matt Mullican (geb. 1951) geschaffen, der von 1971 – 1974 am California Institute of the Arts (CalArts) vor allem bei John Baldessari studierte, mit dem er später ein gemeinsames Projekt (PONG) ausführte, wie er auch 1991 mit Lawrence Weiner (comic-book) oder bereits 1972 mit Hans Haacke zusammenarbeitete. Mit dieser stupenden Medienvielfalt macht sich Mullican einerseits das kommunikationswissenschaftliche Dogma, Kontextverschiebung führe zwangsläufig zu Bedeutungsveränderung, zunutze, andererseits relativiert er auf diese Weise die eigene Subjektivität, was ihm durchweg ein zentrales Thema ist – „you lose orientation, if you are too subjective“.
Der Ausstellungsbesucher steht also vor einem überwältigenden Lebenswerk aus vier Jahrzehnten. Inwieweit ist er in der Lage, in Mullicans überaus komplexes Gedankengebäude einzudringen, welches das Rückgrat seiner gesamten künstlerischen Produktion bildet? Für Mullican, der sich zwar selbst als „outsider philosopher“ ohne intellektuellen Anspruch sieht, obgleich seinen Denkmustern gelegentlich eine Nähe zu Hegel oder auch Lacan und Derrida…