Martin Seidel
Matt Mullican
»More Details from an Imaginary Universe«
Krefelder Kunstmuseen, 20.5. – 12.8.2001
Museion, Bozen, 14.9. – 23.11.2001
“More Details form an Imaginary Universe” – der Titel der Ausstellung deutet schon an, dass Matt Mullican längst zu sich und seinem imaginären Universum gefunden hat und eigentlich seit geraumer Zeit nur noch Kleinigkeiten nachliefert. Doch ist die vom Museu de Arte Contemporânea de Serralves in Porto organisierte, nach Stationen in Barcelona, Oxford, St. Gallen nun in veränderter Form im Museum Haus Lange und im Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld präsentierte Ausstellung durchaus kein Appendix und Langweiler, sondern ein fulminanter, spannender Griff in Mullicans allumfassend ausgreifende Kunstkiste.
Über beide Häuser ergießt sich eine sprechende und auf die Schnelle nicht zu bewältigende Vielfalt der Bilder, Gattungen, Medien, Techniken und Materialien. Objekte und Zeichnungen, Fotos, Piktogramme, Frottagen, Fahnen, Videos, Computer- und computergenerierte Arbeiten, Installationen, Performances, Plakate, Leuchtkästen, Pinnwände und Glasmalereien zeigen, wie der in New York lebende mehrfache documenta-Künstler dem einzelnen Ausdrucksmittel misstraut und den großen Wurf des geschlossenen Kunstwerks vermeidet. Stattdessen spürt man auf Schritt und Tritt, dass Mullicans von einem roten Faden durchzogene Kunst eine Bemächtigungsstrategie ist, die vor allem das Versagen herkömmlicher Weltbetrachtung und Welterklärungsmuster und verbindlicher Verständigungs- und Verstehungssysteme indiziert. Entsprechend begründen die werkgenetisch, entwicklungstypologisch kaum sinnvoll fassbaren Werke mit ihrem ganz unterschiedlichen bildkünstlerischen Elaborationsgraden ein äußerst komplexes, labyrinthisches Geflecht.
Unvermeidlich, unhintergehbar und keiner subjektiven Betrachtung zugänglich sind darin nur Geburt und Tod, die in Gestalt des fotografischen Bildpaares der Köpfe einer Puppe und eines toten Mannes mehrfach begegnen. Sonst aber sprechen Mullicans…