Christoph Doswald
Matt Mullican
Galerie Mai 36, Maihofstraße 36, 8.11 .-24.12.88
An sich ist es ja nichts außergewöhnliches, dachte ich mir, als ich auf den Start-Button der Maschine drücke und die ersten Bilder an mir vorbeiziehen.- Landschaften mit grünen Wiesen, weidende Kühe, die gelangweilt nicht einmal den Kopf heben, wenn das leise Schnurren des Motors an ihrer Weide entlangstreift. Ab und an eine Kreuzung, mit einem Vorsignal und einem Hauptsignal gekennzeichnet, wie es sich gehört. Habe den Fahrplan im Kopf und schalte einen Gang höher. Langsam nähere ich mich den Vororten, der Verkehr wird dichter, die Signale häufen sich und die Bilder in meinem Ausguck ändern von Sekunde zu Sekunde. Rauchende Fabrikschlote und rhythmisierte Fensterfronten anstelle der Weidezäune. Dazwischen immer wieder standardisierte Einfamilienhausquartiere. Langeweile befällt mich. Ich erhöhe die Geschwindigkeit, drücke das Pedal durch, überhole in rasanter Fahrt Wagen um Wagen, lege nochmals einen Gang /.u, bis ich die Signale nur noch schemenhaft und verzerrt wahrnehme. An einer der zahllosen Einfahrten passiert es dann: Ein grüner Ford Transit, den ich in der Hektik übersehen habe, versperrt mir die Fahrbahn. Die Kollision ist unvermeidlich, das Klirren des Glases und das Bersten des Stahls von belangloser Schicksalshaftigkeit. “InsertCoin” fordert die Maschine, während ich schon ins Labyrinth des Pack-Man versunken bin.
In vielen Dingen ist die Welt Matt Mullicans verwandt mit jener artifiziellen Visualisierung der Realität auf dem Screen der Spielautomaten: Hier wie dort basiert das Bild auf strukturierten Wahrnehmungskonzepten. Im Sinne eines visuellen Partikularismus verdichtet sich netzwerkartig ein genau determiniertes Vokabular von Aufsichten, Ansichten, Übersichten,…