Martin Blättner
Mathieu Mercier
»Ohne Titel 1993-2007«
Kunsthalle Nürnberg, 14.02.2008 – 06.04.2008
Die künstlerischen Zauberworte und Strategien von Mathieu Mercier heißen „Kontext- und Perspektiv-Verschiebung“ oder „Deplatzierung“: Mit diesen Begriffen lässt sich der Diskurs über die Objektkunst seit Marcel Duchamp neu entfachen oder im Zusammenhang mit dem Design und der Pop-Kultur sogar neu bewerten. Voraussetzungen für eine solche intensive Debatte, die vom marxistischen „Fetischcharakter der Ware“ bis zum „einzigartigen Konsumprodukt“ reicht, sind freilich ausgeklügelte Installationen und Skulpturen, die Duchamps „Fahrrad-Rad“ (1913) oder „Fontäne“ (ein Pissoirbecken) mit neuen Ideen überbieten.
Der junge Franzose Mercier (Jahrgang 1970) lässt tatsächlich in der Kunsthalle Nürnberg ein ganzes Bataillon unterschiedlichster Werke auffahren, die längst im Besitz öffentlicher und privater Leihgeber sind und nicht zu Unrecht Eindruck schinden. Dass dabei die Grenze zwischen Baumarkt und Museum bewusst etwas verwischt wird, gehört zur erweiterten Strategie, die Funktion von Gebrauchs-Gegenständen zugleich zu unterstreichen wie unterlaufen zu wollen. Der Museumsbesucher freilich verdrängt letztlich kaum die Tatsache, dass er keinen Konsumtempel, sondern ein Ausstellungshaus betritt, das ihn zur bildnerischen Auseinandersetzung zwingt.
Da haben wir einmal das an der Wand installierte Kunststück „Trommel und Bass“ mit roten und blauen Kästen und einer gelben Wasserwaage auf Regalbrettern mit Anspielung auf Mondrians Boogie-Woogie-Serie, sodann wird uns die Gegenüberstellung eines Designerstuhls (Rietveld) mit einem Gartenstuhl aus Plastik geboten, wobei die künstlerische Hierarchie insofern aufgehoben wird, als beide Objekte weiß gestrichen wurden – der Rietveld-Sitz ist allerdings nur eine Nachbildung. Mit Mehrdeutigkeiten hat man es bei einer Baseball-Schutzmaske wie bei dem verspiegeltem Motorradhelm zu tun, der übrigens 2001 im gleichen…