Antwerpen
Maskerade, Make-up & Ensor
MoMu – Mode-Museum 28.09.2024 – 02.02.2025
von Jörg Restorff
Wer die aktuelle Sonderausstellung des Antwerpener Mode-Museums betritt, fühlt sich wegen der Puppen, Perücken und magisch erleuchteten Kabinette in ein Ambiente versetzt, das teils einer Varieté-Inszenierung ähnelt, teils einer Märchenwelt. Der 75. Todestag des Malers James Ensor (1860 – 1949), den Belgien mit einer Serie von Präsentationen nach allen Regeln der Ausstellungskunst feiert, bietet den Anlass, den Symbolisten als Vaterfigur heutiger Make-up-Artists zu reklamieren.
Ensors Vorliebe für Maskeraden und Morbides, sein Hang zu Groteskem, Schabernack und Karneval, sein freies Flottieren zwischen Allegorien, religiösen Motiven, Porträts, Landschaften, See stücken und Stillleben – all das lässt den Mann, dessen produktivste Phase ins Fin de Siècle fällt, als postmoderne Künstlerpersönlichkeit avant la lettre erscheinen. Kein Wunder, dass James Ensor heutigen Kreativen als Wahlverwandter und erstrangige Inspirationsquelle erscheint.
Das gilt in besonderer Weise für die „Maler und Malerinnen der Mode“ – so nennt das MoMu jene Fashionistas, die es in seiner abwechslungsreichen, schummrig beleuchteten Revue versammelt. Künstlerinnen wie Genieve Figgis, Tschabalala Self, Cindy Sherman und Issy Wood stehen ebenso auf der Liste wie Modefotografen und Modefotografinnen, beispielsweise Eamon Freel und Harley Weir. Make-up-Artists wie Lucy Bridge, Inge Grognard und Peter Philips treffen auf Haarstylisten wie Julien d’Ys oder Eugene Souleiman. Nicht zu vergessen Fashion-Designer, etwa Walter Van Beirendonck, Christian Lacroix und Martin Margiela.
Weil es sich die Musealisierung der Mode zur Aufgabe gemacht hat und gleichzeitig hip sein will, bietet das MoMu eine ideale Bühne für eine solche historisch fundierte Zeitgeist-Schau. Mit knapp 40.000 Objekten…