Annelie Pohlen
Martin Walde
Über Spielfelder von Würmern und Menschen und andere Zustandsüberlagerungen.
Transformation als Prinzip im Werk von Martin Walde
Flächendeckend besetzt ein vielfarbiges, zum Berg aufgetürmtes Gewirr von Seilen und Schnüren das Katalogcover. Ganz klein liest man “Nice 2003”, ein Stück weiter “Nordhorn 2003”, als ginge es um kaum mehr entwirrbare Zustände in einem chaotischen Prozess.1 “. was für eine Art Werk ist das überhaupt, das durch eigene Bestandteile .in permanenter Umgestaltung und konstanter Deformierung begriffen ist”, fragt Jens Asthoff mit Blick auf “Worm Complex”, 1997. Wo auch immer man in das Werk von Martin Walde einsteigt, nicht nur die Frage, auch die folgende Antwort ließe sich wiederholen: “Das Werk verstrickt die Betrachter in ein subtiles, dabei ganz reelles Spiel um ästhetische, institutionelle und letztlich immer auch persönlich ausgeprägte Grenzsetzungen.”2 Angesichts dieser permanenten Transformation, der nicht einmal das für schwierige Fälle taugliche Etikett des Postkonzeptuellen anzupassen ist, gewinnt die eher beiläufig vorgeschlagene Betrachtungsweise eigensinnige Bedeutung. Wie wenige unter seinen Generationskollegen macht der 1957 in Innsbruck geborene Künstler ernst mit der Wahrnehmung, dass Wirklichkeit – in welchem Segment auch immer – allenfalls als lexikalischer Terminus taugt und treibt deren Projektionen auf ein anarchisch destabilisiertes Spielfeld. Dem komplex vernetzenden Forscher des 19. Jahrhunderts war das Spiel mit – auf den ersten Blick disparat anmutenden – Gegenständen und Strategien eine vertraute Methode; dem definitionssüchtigen Spezialisten – auch in der Kunst – ist diese fremd. In einem bestechend zwingenden, seit den 80er Jahren Medien übergreifenden viceversa von Inhalt und Form infiziert Walde…