Heinz Schütz
Martin Walde
Galerie im Taxispalais Innsbruck, 19.11.2005 – 15.1.2006
Martin Walde gehört zu jenen Künstlern, die mit verschiedenen Medien und Verfahren arbeiten, denen das Prozessuale wichtiger ist als das Statische und die sich eher an die Peripherie als ins Zentrum begeben. Deutlich wird seine Haltung bereits in den Fotografien, die das Taxispalais neben performativen und interaktiven Installationen in zwei retrospektiven Zyklen präsentiert.
Bei der seit 1991 entstehenden “Enactments”-Serie handelt es sich um partiell überzeichnete Fotos. Mit ihnen betreibt Walde eine spezifische Form der Erinnerungsrekonstruktion. Konkreter: Bei seiner Durchquerung urbaner Räume erregen Ereignisse und Begebenheiten immer wieder seine Aufmerksamkeit und bleiben in seiner Erinnerung haften. Dies kann ein schlafender Obdachloser sein, der sich längs auf einer Bank ausgestreckt hat und dem die Hose verrutschte, dies kann eine Selbstmörderin sein, deren Körper auf dem Bahnsteig eines U-Bahnhofes liegt oder ein Mädchen, das sich in der U-Bahn plötzlich das Hemd hochzieht, um ihr Bauchnabel-Piercing neu zu justieren. Was sich in Waldes Erinnerung festsetzt sind kleine, periphere mitunter abstruse Ereignisse, aber auch lebensbedrohliche und existenzielle Situationen. In jedem Fall wird der Alltag durch eine unerwartete Erfahrung durchbrochen. Oft erst nach Monaten begibt sich Walde wieder an den Schauplatz seiner Erinnerung und fotografiert ihn. In den fotografisch dokumentierten Ort zeichnet er dann das erinnerte Ereignis ein. In den überzeichneten Fotos wird Vergangenes wie bei einem Tatort rekonstruiert und nochmals verfremdet aufgeführt. Als Zeichnung, durch die der Ort durchscheint, wirken die Personen wie transparente Gespenster, die an den einstigen Schauplatz zurückgekehrt sind. Die Orte werden zu Gefäßen,…