Reinhard Ermen
Martin Rasp
»Im Lauf der Zeit«
Tengelmann Galerie, 22.9.-31.10.1989
Die Bildobjekte von Martin Rasp (geboren 1940 in Vilshofen/Donau) bestehen zum größten Teil aus Fundstücken, und obwohl die Provenienz der Einzelteile höchst heterogen ist, geht durch all diese Arbeiten ein einheitlicher, chromatischer Farbklang. Alle diese Collagen wirken so, als habe die gleiche südliche Sonne sie gebleicht, als habe das gleiche salzige Wasser sie angeschwemmt. Das gilt auch für jene Materialien, die im engeren Sinne vielleicht gar keine Fundstücke sind, etwa für das schwere Papier, auf dem der Künstler seine Sachen zusammenträgt, oder die immer wieder verwendete Wellpappe. Auch der manchmal zur Hilfe genommene Pinsel oder der Zeichenstift arbeiten im Sinne dieser Einheitlichkeit.
Martin Rasp verleiht den Dingen, auch den wirklich am Strand aufgelesenen Planken, den verwaschenen Steinen, eine Aura in seinem Sinne. Das Einzelstück verliert im Bildzusammenhang seine Individualität zugunsten des neuen Zusammenhangs. Rasp erzählt Geschichten, seine Bilder sind “gegenständlich” in einem doppelten Wortsinn. Ging durch seine früheren Arbeiten noch ein durchaus “konstruktiver”, aber abstrakter Zug, aufgrund einer Formvorgabe durch die Einzelstücke, so herrschen in den neueren Arbeiten die “Bilder” vor. Der Künstler geht mit den Stücken um, als wolle er mit ihnen “zeichnen”. Das Materialensemble gruppiert sich nach den Bildvorstellungen des Künstlers.
Martin Rasp träumt vom Fliegen. Immer wieder trägt er die Teile zu “Flugobjekten” zusammen, auch gibt es fragmentarische Schiffsmodelle. Doch eigentlich ist der Traum von der See der nämliche wie der vom Fliegen. Luft und See assoziieren Weite in einem räumlichen und zeitlichen Sinne. So wie Rasp seine Sehnsüchte einkleidet, sind…