Andreas Denk
Martin Noël
»Halbzeit«
Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach, 30.10.1994 – 8.1.1995
Garrincha”: Ein hochrechteckiger, einige Zentimeter tiefer Kasten an der Wand, die raumgewandte Oberfläche mit schwarzer Ölfarbe bemalt. Vom oberen Bildrand dringt eine ungleichmäßige, sichtbar mit dem Stechbeitel ausgehobene, sich im Verlauf teilende Spur diagonal, das helle Holz freilegend, in die Farbfläche ein. Sie entwickelt sich mit weiteren Fährten, die vom unteren, vom rechten und linken Bildrand hinzustoßen, zu einem unregelmäßigen Liniengeflecht. Dessen dem Holz ent-arbeitete Struktur läßt von der ursprünglich geschlossenen schwarzen Oberfläche nur Inseln stehen, die mit raumwirksamer farblicher Prägnanz den gewollt unregelmäßigen Linienverlauf über jede Fragwürdigkeit erheben: Die Komposition “steht”.
Vergleicht man “Garrincha”, eine von Martin Noëls neuen Arbeiten, mit jenen seines künstlerischen “take-offs” vor zehn Jahren, – was in der als Resümee zur Lebensmitte ausgelegten Wanderausstellung möglich ist – wird ein überraschend konsequenter Weg des 1956 in Berlin geborenen, in Bonn arbeitenden Malers und Bildhauers deutlich.
Frühe Arbeiten (um 1984) auf Kunst-Postkarten, deren Motiv jedoch für die Überarbeitung fast keine Rolle spielt, bringen auf pastosen Grundierungen weitere dicke Farbschichten, in die heftige Linien – manchmal an Kopfumrisse erinnernd – eingeritzt sind, so daß der Untergrund durchscheint. Hier geht es oftmals heftig und fast informell zu: Nicht zuletzt zählte zu den Vorbildern des damaligen Studenten an der FH Köln Emil Schumacher. Die in diesen frühen Arbeiten sich aufdrängende Frage, wie eine solche freie Lineatur eingesetzt werden kann, ohne “informeller” Beliebigkeit zu verfallen, ist ein wesentliches Kriterium der formalen Entwicklung des weiteren Werkes von Noël geworden. Das “Bind-Back” der…