Reinhard Ermen
Martin Kippenberger
»Die Selbstporträts«
Kunsthalle Basel, 12.9. – 15.11.1998
Deichtorhallen Hamburg, 11.2. – 25.4.1999
Hauptberuflich war er (Martin Kippenberger 1953-1997) Selbstdarsteller, so daß eine Ausstellung seiner “Selbstporträts”, die seine Arbeit naturgemäß beschäftigten, einen repräsentativen Einblick in ein Werk geben muß, das feuchtfröhliche, stets absturzgefährdete Einblicke in eine längst vergangene Zeit gewährt. In Basel wurde die Phalanx traditioneller Bilder (Öl auf Leinwand und Keilrahmen) durch zwei tagebuchartige Zeichnungsserien auf Hotelbriefbögen durchbrochen, für die Deichtorhallen ist als Erweiterung und Ergänzung die Großinstallation “The Happy Ending of Franz Kafka’s Amerika” vorgesehen.
Der respektvolle Rückblick der beiden Kuratoren Peter Pakesch und Daniel Baumann auf die entsprechende Werkgruppe beginnt 1981, ein gut gewählter Zeitpunkt, denn Kippenberger ist bemüht, sich einen Namen als Maler zu erwerben, was ihm ohne die aktionistische, launige Begleitmusik seiner Egotrips freilich nicht so recht gelingen will. Eine Ausstellung in Berlins anderem Kunstverein, der NGBK, hat solchen Ehrgeiz wohl hervorgerufen, und der Mann, der zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich eine Figur der Kreuzberger Alternativ-Szene ist, zeigt sich gerüstet! Augenzwinkernd lädt er zu der Schau “Lieber Maler male mir…”. Aus Martin wird “Werner Kippenberger”, und Werner ist der Kinoplakatmaler, der im Auftrag von Martin Kippenberger nach ausgewählten Vorlagen die Bilder malt. Auch drei Selbstporträts (?) sind darunter, die der liebe Malerkollege mit schönem, professionellen Fotorealismus veredelt hat. Dem Kunstmarkt mit seinen Moden und Ismen wurde ein Schnippchen geschlagen, und der Künstler hat sich als hintergründiger Spaßvogel mit gutem konzeptionellem Gewissen inszeniert. Der Maler ist da! Wenn der selbst allerdings zum Pinsel greift, sieht das anders aus;…