Rainer Metzger
Martin Gostner: Kupferpfandl – und darüber
Wiener Secession, 31.1 – 25.2.2001
Galerie Gabriele Senn, Wien, 2.2. – 25.2.2001
Österreich ist ein kleines Land. Als solches ist es einst überfallen worden von den Horden aus dem Norden. Deutsche, die sich als Nazis verkleidet hatten, holten das Gemeinwesen zwischen seinen Bergen hervor, holten die Politiker gleich welcher Couleur ab und holten sich anschließend dafür die verdiente Strafe. Österreich, so sind sich Staatsmann und Staatsvolk vor Ort einig, war das erste Opfer der totalitären Aggression, und den Alliierten ist es zu danken, dass die Freiheit in Gestalt der Neutralität wiedergegeben wurde. Österreich zeigt sich auch ganz beflissen und gedenkt am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober, entsprechend des Abzugs der letzten alliierten Soldaten, der sich an eben jenem Tag des Jahres 1955 vollzog. Wie bitte? Österreich gedenkt des Abzugs der Alliierten? In der Tat: Das Land, das sich als erstes Nazi-Opfer fühlt, bejubelt per Staatsakt Weggang derjenigen, die es von den Nazis befreiten. In perfekter Psychopathologie des politischen Alltagslebens hat man es bis heute nicht vermocht, diese verquere Konstruktion zu überarbeiten. Immerhin gibt Österreich in solcher Staatssemantik zu verstehen, wo seine wirklichen Identifikationen liegen. Die Freiheitlichen bringen dies, sollte es nötig sein, nochmals zur Kenntlichkeit.
Österreich ist ein kleines Land, und als solches verfügt es über eine sehr überschaubare Menge an Intellektuellen. Weil mit der niedrigen Zahl an Kommentatoren nicht auch gleich die Menge des zu Kommentierenden klein ist, ergibt sich daraus für die wenigen ein ebenso einträgliches wie billiges Geschäft; man schwadroniert einfach über alles,…