Stephan Berg
Martin Disler
«Häutung und Tanz»
Whitechapel Art Gallery, London, 7.6. – 21.7.1991
Kunsthalle Basel, 15.8. – 27.10.1991
Kunstforum der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, Januar – Februar 1992
Martin Disler gehört zu den nicht eben zahlreichen zeitgenössischen Künstlern, die sich für keine der herrschenden Kunstrichtungen vereinnahmen lassen. Bis heute ist der 1949 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Basel geborene Schweizer, der nie eine Kunstakademie besucht hat, eine Sondererscheinung geblieben. Ein wirbelnder, wütender Einzelkämpfer, der in seiner Kunst kompromißlos das eigene Selbst auslotet und dabei die Grenzen der eigenen psychischen und physischen Belastbarkeit nicht nur einmal überschritten hat.
Die elementare, eruptive Wucht seiner Malerei, die er in oft berserkerhaften Kreativitätsschüben verwirklicht, (beispielsweise in seiner legendären Ausstellung im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart, im Jahre 1981, in der er das über 140 Meter lange und über vier Meter hohe Wandbild “Die Umgebung der Liebe” in gerade mal vier Nächten aufzehrendster Malarbeit realisierte), haben dazu beigetragen, daß man ihn Anfang der 80er Jahre zur Symbolfigur der “Neuen Wilden” erklärte. Aber im Grunde führte auch diese versuchte Etikettierung, trotz unbestreitbarer Nähe zu den Malkonzepten der jungen Neoexpressiven, in die Irre. Denn Dislers Vorhaben zielt nicht auf Konzepte, die bei aller sinnlichen Verve gerade für die Neuen Wilden immer kennzeichnend waren. Sein Projekt ist und bleibt die radikale, in ihrer rückhaltlosen Entschlossenheit stets auch äußerst einsame und gefährdete Selbstbefragung, die als einzig verbliebene Instanz zur Selbstvergewisserung nurmehr den eigenen Körper und auch den nur in seiner problematisierten Form kennt.
Etwa seit Mitte der 80er Jahre arbeitet der…