UTA M. REINDL
Martin Creed
Galerie Johnen+Schöttle, Köln, 2.11.2001 bis Ende Januar 2002
Ich will Dinge machen. Ich will versuchen Dinge zu machen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, es hat was mit den anderen Menschen zu tun. (…) Ich finde es schwierig zu sagen, ob etwas wichtiger ist als etwas anderes. Ich finde es schwierig zu wählen oder zu urteilen oder zu entscheiden. Ich habe Angst.”1 Der schlichte Wortlaut, die additive Aufeinanderfolge von Gedanken sowie der wiederholte Zweifel ist Ausdruck der künstlerischen Grundhaltung Martin Creeds. Der 1968 in England geborene Installationskünstler und Musiker – er zählt zu der seit einigen Jahren gefeierten Young Brit Art Generation – erhielt den diesjährigen Turner-Prize.
Bekannt wurde Creed durch Leuchtschrift-Installationen – so vor zwei Jahren an der Fassade Tate Britain, wo sich die Gleichung “the whole world + the work = the whole world” fast schon wie ein Kunstprogramm las, als wollte Martin Creed seine Kunst als Beitrag für die Welt ad absurdum erklärte. Seine Arbeit in der Gruppenausstellung “Intelligence”, dem letztjährigen Auftakt der Londoner Triennale, empfing die Besucher gleich im Eingang die Neonparole “Don´t Worry”.
Seit letztem November strahlt nun der Heiterkeitsimperativ Martin Creeds auch über den Dächern der Kölner City, allerdings unter anderen Vorzeichen, nämlich am Glockenturm der Kunststation Sankt Peter und in drei Übersetzungen: ins Lutherdeutsch (“Sorge Dich nicht”), ins humanistische Latein (“NOLI SOLLICITUS ESSE”) und ins Griechische (“MH MERIMNA”). So gewinnt der hintersinnige Spaß-Appell Creeds missionarische Züge, verliert dabei aber seine ursprüngliche Ironie und Pointiertheit.
Nicht weit von den sinnschweren Licht-Texten entfernt…