Michael Stoeber
Martha Rosler
„If not now, when?“
Sprengel Museum Hannover, 30.1. – 16.5.2005
Die bekanntesten Werke der amerikanischen Künstlerin Martha Rosler hierzulande sind wahrscheinlich ihre zwischen 1967 und 72 entstandenen Fotomontagen „Bringing the War Home“. Sie waren verschiedentlich in Gruppenausstellungen in Deutschland und Europa zu sehen. In ihnen verbindet Rosler Interieurs aus „Schöner Wohnen“ (in Amerika: House Beautiful) mit Kriegsszenen aus Vietnam. Während eine amerikanische Mittelstandshausfrau ihre eleganten Gardinen pflegt, zeigt ihr der Blick aus dem Fenster nicht länger die gewohnte, friedliche Vorstadtidylle, sondern kämpfende, amerikanische Soldaten in ihren Schützengräben. Sie sieht rollende Panzer, Detonationen, Tote und Verletzte. Durch ihr gediegenes Wohnzimmer humpelt ein kriegsversehrtes, vietnamesisches Mädchen und eine Mutter mit einem blutüberströmten Baby schaut sich dort verzweifelt nach Hilfe um. Roslers eindringliche Montagen machen ohne großartigen moralischen Appell beinahe wie von selbst klar, dass uns die Dinge angehen, wie weit weg sie auch sein mögen. Die Allianz unterschiedlicher Wirklichkeiten zum Zwecke besserer politischer Einsicht in einem Bild ist nicht Rosler Erfindung, aber sie handhabt das Verfahren souverän.
Im letzten Jahr hat die Künstlerin vor dem Hintergrund des Irak- Krieges diese Strategie wieder aufgenommen und eine neue Serie von 14 Fotomontagen geschaffen, die nach ihrer Präsentation in New York nun zum ersten Mal in Deutschland im hannoverschen Sprengel Museum zu sehen ist. An die Intensität der ersten Serie reicht sie allerdings nicht heran. Das lässt sich in Hannover gut vergleichen, weil sie dort im Rahmen einer großen Übersichtsausstellung beide gezeigt werden. Die von der Sprengel-Kuratorin Inka Schube ausgerichtete Schau ist die erste…