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Titel: Zeichnen zur Zeit · von Reinhard Ermen · S. 386 - 389
Titel: Zeichnen zur Zeit , 2009

Reinhard Ermen
Marta Kolendo

Die Formen erscheinen wie ausgegossen, wie auf das Blatt gefallen, ja manchmal wie eigensinnige und skurrile Kleckse. Kaum haben sie sich auf dem leicht gedämpften Weiß des Papiers ausgebreitet, fordern sie auch schon das Assoziationsvermögen der Betrachter heraus. Federn, Flügel, Figuren, Fabelwesen streifen das arbeitende Vorstellungsvermögen, ohne dass es immer gelingt etwas dingfest zu machen. „Bei Marta Kolendo verlieren die Ursprünge der Bilder“, schreibt Gregor Jansen in einer schwungvollen Annährung an das Phänomen, „die Ausgangssituation der Formen ihre Bedeutung, verlassen das vertraute Terrain der symbolischen Ordnung und führen uns in die unbewusste Seite unseres Daseins.“ Angedeutet ist damit bereits, dass die Zeichnerin zuweilen auf Gesehenes, auf Gefundenes, auf Fotos zurückgreift, die ihren Ursprung nur noch ganz selten erkennen lassen. Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn sie etwa ein partiell ausgefranstes Wesen mit großen, runden Ohren variiert, das sofort als Mickey Mouse zu erkennen ist, und das auch im Bildtitel nicht verleugnet wird. Ein sich in schönen, unregelmäßigen Voluten nach oben verjüngender Körper ist ganz selbstverständlich als „Queen“ ausgewiesen. Architektonische Anlässe sind relativ leicht zu orten. Möglicherweise ist hier noch etwas offen, ist das Darstellen eine Komponente, die in der Zukunft eine größere Rolle spielen kann. Aber im Augenblick stellt sich das Problem von Gegenstand und Abstraktion überhaupt nicht, höchst souverän setzt sich die Zeichnerin darüber hinweg, es scheint, um es ganz allgemein zu sagen, um die Gleichheit, vielleicht sogar um die Gleichberechtigung der Formen zu gehen, die so sind und nicht anders; egal wo sie herkommen.

Die Formen werden…


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