Hans-Dieter Fronz
Marlene Dumas – Female
Kunsthalle Baden-Baden, 17.12.2005-26.2.2006
Am Ende des Parcours, gewissermaßen als Appendix, von dem aus noch einmal erhellendes Licht auf die Ausstellung fällt, hat die Künstlerin zwei Bilder – die einzigen Exponate in dem kleinen Raum – einander gegenübergestellt. Linker Hand ein lang gestrecktes Querformat, das farblich wie motivisch Monets Seerosenbilder zitiert: ein in Blau- und Türkistönen impressionistisch zerfließender Teich, nur dass sich anstelle von Seerosen darin Menschen tummeln. Nackt oder bekleidet und wie zu einem Gruppenfoto versammelt blicken sie zum Betrachter. Denen in der vorderen Reihe steht das Wasser bis zum Hals. Die dahinter ragen mit dem Oberkörper halb aus dem Nass.
Dem Bild gegenüber hängt ein zweites gedehntes Querformat, das eine Gruppe Nackter zeigt, die, auf eine Mauer gelehnt und in die Ferne blickend, dem Betrachter den blanken Po entgegenstrecken. “Groupshow” ist der Titel, und das Publikum dieser Gruppenausstellung nackter Hintern bilden im räumlichen Kontext nicht nur die zahlenden Besucher der Marlene-Dumas-Retrospektive der Kunsthalle Baden-Baden, sondern die Titel gebenden “People of the Artworld in Monets Lake of the Searoses” des ersterwähnten Gemäldes selbst.
Die Konfiguration der beiden Bilder ist kein Gag, sondern führt mitten ins Zentrum der Intentionen dieser Künstlerin. Denn der Mensch und das Leben – um die es in beiden Werken letztlich geht – sind für Dumas kein Witz. “Ich finde alle Menschen gleich beängstigend”, sagt die in Südafrika geborene Künstlerin, die seit mehr als dreißig Jahren in Amsterdam lebt. “Hell” hat sie vor die in Klammern gesetzten “People of the Artworld” im Titel des Teichbilds…
