Reinhard Ermen
Markus Weggenmann. Malerei
Städtisches Kunstmuseum Singen, 17.11.1995 – 14.1.1996
Von außen sieht es nicht aus wie ein Museum, das “Städtische Kunstmuseum Singen”. Der Eindruck einer unkonventionellen Behausung bleibt auch nach dem Betreten haften. 1990 wurde es in einem nüchternen Geschäftshaus unmittelbar gegenüber dem Rathaus eröffnet. Die Museums-tradition ist in Singen (44.000 Einwohner) freilich älter; seit 1947 wird hier, wo die Maggi-Werke zu Hause sind, gesammelt. Der Schwerpunkt liegt bei Künstlern der Höri, genauer gesagt bei Künstlern, die während der Nazi-Zeit auf dieser Bodenseehalbinsel eine Zuflucht, bzw. einen Ort zur inneren Emigration fanden und auch noch bis in die 50er Jahre hinein hier überwinterten. Das sind etwa Otto Dix, Max Ackermann, Erich Heckel, Walter Herzger, Helmuth Macke und als energischer Beweger der in Singen geborene Curth Georg Becker. Seit einigen Jahren liegt die Sammel- und Ausstellungstätigkeit nicht mehr allein auf der Höri, sondern wird sukzessive mit dem Bekenntnis zur “Euregio Bodensee” entsprechend geweitet, umfaßt also heute die junge Kunst nicht nur rund um das schwäbische Meer, reicht gar von Zürich bis nach Stuttgart.
Zur Zeit ist neben der etwas kuriosen Auswahl aus Eigenbeständen Malerei des 1953 in Singen geborenen und in Zürich arbeitenden Markus Weggenmann zu sehen. Weggenmann, der bis zu seinem 34. Lebensjahr hauptberuflich als Psychotherapeut gearbeitet hat, ist weitgehend Autodidakt. Spätberufene Künstler mit solchen Viten haben es oft schwer, anerkannt zu werden, doch für Weggenmann, der von dem Zürcher Galeristen Mark Müller engagiert vertreten wird, stellt sich das Problem nicht. Von konstruktiven Tendenzen des Jahrhunderts liefert Weggenmann in gewisser Weise…