Rainer Unruh
Markus Schinwald
»Orient«
Kunstverein Hannover, 27.8. – 6.11.2011
Wie Eli da so sitzt, auf einem Balken in 1,80 Meter Höhe, und den rechten Fuß, der über eine Schnur mit einer Zugvorrichtung an der Decke verbunden ist, auf- und abwippen lässt, unterscheidet er sich kaum von uns. Auch unser Leben ließe sich wie das der Puppe von Markus Schinwald als eine Abfolge von weitgehend identischen Bewegungen protokollieren. Einem Außerirdischen, dem die Bedeutung dessen, wozu wir unseren Körper Tag für Tag aufs Neue antreiben, fremd wäre, erschiene das Auf und Ab der Extremitäten womöglich wie ein sinnloses Zucken.
Markus Schinwald schaut auf den Körper wie ein Besucher von einem fremden Stern. In seinem jüngsten Video „Orient“ (2011), das auch auf der Biennale in Venedig lief, wo der Künstler den österreichischen Pavillon gestaltet hat, gibt es eine Szene, in der ein Mann einen Raum nicht durch die offene Tür betritt, sondern sich an Rahmen und Griff klammert, als habe sich plötzlich unter ihm ein Abgrund aufgetan. Oder als habe er vergessen, was eine Tür ist und welchem Zweck sie dient.
Sanft gleitet die Kamera durch eine verlassene Brauerei, in der sich mehrere Personen gemäß einer Choreographie bewegen, deren Sinn verborgen bleibt, auch wenn die einzelnen Bilder klar und deutlich sind. Ein Seil taucht auf, eine junge Frau greift danach und schwebt nach oben. Eine andere Frau stupst mit dem Schuh einen Karton an, der sich auf dem Boden bewegt, als sei er lebendig. Ein Mann versucht seinen Fuß aus einer Spalte zwischen zwei Wänden zu…